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Ein »Frühlingsstrauß« der
romantischen Chormusik

Konzert des Motettenchores in der Matthäuskirche

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). »Frühling lässt sein blaues Band flattern . . .« - schön wär's! Bei dichtem Schneegestöber hat der Motettenchor am Sonntagabend in der Matthäuskirche einen musikalischen Frühlingsgruß entboten und war dabei so schwärmerisch und innig in der Ausdrucksgestaltung, dass man die weiße Wüste draußen fast vergessen konnte.

Allerfeineste Gourmandisen der romantischen Chormusik hatte Hartmut Ernst zu einem zarten Frühlingsstrauß gebunden und der ganz auf Klangsinnlichkeit und Transparenz eingestellte Chor überreichte ihn mit gebotenem Artikulationsschliff, dynamische und agogische Phrasierung inklusive.
Chor und Klavierbegleitung (Anja David) spannten den Bogen von Louis Spohr (»An die Musik«) und dessen »gebundenen Stil«, der kontrapunktischen Satz und würdevollen Tonfall verknüpfte, über Robert Schumann (»Schön ist das Fest des Lenzes«; »So wahr die Sonne scheint«) mit seinen poetischen Verdichtungen hin zu fünf Chorliedern (»In der Natur«) von Antonin Dvorak für vierstimmigen Chor a cappella. Dvorak komponierte diese Lieder 1882 in Vysoká in der Beschaulichkeit seines Landsitzes. Inhaltlich beschreiben die Chorlieder nach Geichten des tschechischen Dichters Vitezslav Hálek, wie die Natur den Menschen zum Singen und Musizieren inspiriert. Überschwänglich fing der Chor Naturstimmen ein und geizte nicht mit Säuseln und Flüstern und wirkungsvollen Lautmalerein.
Vor Schuberts »An die Sonne« und den »Sechs Klängen aus Mähren«, abermals von Dvorak, gewährten Anja David und Han-Kyoung Park Zeit innezuhalten. Max Regers »Variation und Fuge über ein Thema von Mozart« für Klavier zu vier Händen erklang in schönster Übereinkunft der Interpretinnen, die den ganzen melodischen und harmonischen Reichtum des Werks zutage förderten. Dafür wie auch für die ansprechenden Chorstücke gab es langen und anerkennenden Applaus des Publikums.

Artikel vom 07.03.2006