09.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fußball sollte Chinas
Soldaten fit machen

Geschichte und Geschichten in einem Buch


Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). »Vorne fallen die Tore« heißt das von Rainer Moritz herausgegebene Geschichts- und Geschichtenbuch. Spieler, Trainer und Schiedsrichter kommen darin genauso zu Wort wie Schriftsteller, Historiker, Philosophen und Theologen. Der Leser erfährt, dass der chinesische Kaiser Huang-ti 2697 vor Christus das Fußballspiel einführte, um seine Soldaten fit für den Krieg zu machen. Fußball stand in einer Reihe mit Bogenschießen und Schwertkampf.
Damit die Spieler im 19. Jahrhundert dem Schiedsrichter auf Kommando gehorchen, wurde 1878 erstmals eine Pfeife eingesetzt, bei einem Spiel von Nottingham Forest. Auch wenn Bayern München anscheinend jedes Jahr Meister wird, kam der erste Champion 1903 mit dem VfB Leipzig aus dem Osten. Westfalen darf sich rühmen, Schauplatz des ersten im Rundfunk übertragenen Spiels gewesen zu sein. Dabei standen sich 1925 Münster und Bielefeld gegenüber. Für Kuriositäten ist der Ballsport immer gut: 1941 wäre Schiedsrichter Helmuth Fink beim Pokalendspiel Dresden gegen Schalke 04 fast verzweifelt. Die Uhr in der Hand blieb stehen, die am Arm wurde durch einen Tritt eines Kickers zerstört. Als ihm in der Halbzeitpause ein Freund seine goldene Uhr lieh, plumpste die auch noch auf den Rasen, als ein wild gestikulierender Spieler dem »Schieri« den Zeitmesser aus der Hand schlug. Beim Lesen des gleichermaßen unterhaltsamen wie lehrreichen Buches schaut man nicht auf die Uhr. Die Lektüre ist zudem köstlich, auf Seite 210 gibt's ein Rezept für die Fußballtorte aus Biskuitteig.
Rainer Moritz: »Vorne fallen die Tore«, Fischer Verlag, 302 Seiten, 8,95 Euro

Artikel vom 09.03.2006