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Ingo Börchers: »Unsere
Welt ist eine Google!«

Bielefelder Kabarettist vermittelt »Wissen auf Rädern«

Von Melanie Beyster
(Text und Foto)
Quelle (WB). Eine Schnecke kann tatsächlich drei Jahre an einem Stück schlafen. Aber haben Schnecken Gleitzeitverträge? Mit diesen und anderen pikanten Details aus Flora und Fauna, sowie aus Politik, Wirtschaft und zwischenmenschlichen Beziehungen begeisterte Ingo Börchers am vergangenen Samstag Abend das Publikum mit einem lustigen und lehrreichen Programm.

Der gebürtige Bielefelder ist bereits seit zehn Jahren im Kabarettgeschäft und wo anders, als im Zweischlingen in Quelle hätte er sein viertes Soloprogramm vorstellen können. Nicht ein einziger Quadratzentimeter des Holzfußbodens war zu erkennen. Der Saal glich einer riesigen Sardinenbüchse, aus der Freunde, Verwandte und überzeugte Fans dem Lokalmatadoren lauschten.
Börchers erzählte von seiner neu gegründeten Firma »Wissen auf Rädern«, deren Name auch dem Motto des Programms entspricht. Zusammen mit seinem besten Freund Jonas, Diplomphysiker von Beruf, erhält er nun eine völlig andere Sichtweise auf uns alltäglich erscheinende Dinge. Wenn wir früher dachten, ein Glas sei entweder halb voll oder halb leer, dann ist heute das Glas eindeutig zu groß für die darin befindliche Flüssigkeit. Auch die Mathematik bleibt nicht verschont. Wenn drei Menschen in einem Raum sind und vier rausgehen, dann muss einer wieder rein, damit der Raum leer ist...
Neue Erkenntnisse reihen sich aneinander. Wie berechnet man die gefühlte Temperatur? Und wer hätte gedacht, dass die Welt eine Google ist? Ingo Börchers versteht es respektvoll aber direkt seine Meinung anzudeuten, ohne das Niveau der Pointen in den Keller zu treten. Dabei erweitert er nicht nur den Horizont seines Publikums, er vertieft auch die Einsicht, dass es vieles gibt, was wir getrost vergessen können.
Die Gags sind trotz des großen Spaßfaktors vielfach sehr kritisch und regen zum intensiven Nachdenken über die Lage der Nation an. »Ich möchte die Leute in erster Linie unterhalten«, erklärt Ingo Börchers, »wenn es mir dabei gelingt, den Inhalt nicht zu vernachlässigen, bin ich glücklich.«
Sein Programm ist rundum abwechslungsreich Ernsthafte Kritik und bloßen Spaß balanciert er zielsicher aus. Präzise stellt er fest, dass die Anpassungsfähigkeit des Menschen an seine Umgebung längst nicht so ganzheitlich ist, wie die Vertreter der Evolutionstheorie es gerne hätten. Uns wachsen leider keine Flügel, weil wir ständig im Stau stehen und unsere Finger werden nicht filigraner, obwohl Handytastaturen sich weiter verkleinern.
Ingo Börchers vermittelt »Wissen auf Rädern« und außerdem das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, auch mal entschieden an die eigene Meinung zu denken oder die persönliche Überzeugung knallhart zu vertreten.

Artikel vom 06.03.2006