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Mehr Verständnis
für die Migranten

Ev. Gemeindedienst schult Mitarbeiter

Bielefeld (WB). »Wir wollen das Verständnis unserer Mitarbeitenden für die vielschichtigen kulturellen Hintergründe unserer Klienten verbessern«, erklärt Christian Bakemeier, warum der Ev. Gemeindedienst interkulturelle Kurse für die Mitarbeiter anbietet.
»Wir wollen die Hemmschwellen abbauen, die es Migranten erschweren, unsere Hilfeangebote wahrzunehmen. Darauf sollen unsere Mitarbeiter adäquat vorbereitet werden«, so der Leiter der Abteilung Integrative Hilfen im Ev. Gemeindedienst.
Die viertägige Fortbildungsmaßnahme wird vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Sie ist Bestandteil der Maßnahmen zur Umsetzung des neuen Zuwanderungsgesetzes und der fraktionsübergreifenden Integrationsoffensive. Das Gesetz setzt seit Anfang 2005 neue Rahmenbedingungen für die Integration von Zuwanderern. Seitdem haben Neuankömmlinge in Deutschland das Recht und die Pflicht einen Sprachkurs und einen gesellschaftlichen Orientierungskurs zu besuchen.
»Die bisherigen Angebote für Migranten werden in diesem Zusammenhang neu überdacht und deren Förderung zurückgefahren«, erklärt Bakemeier. Stattdessen sollten Migranten die so genannten Regeldienste wie Ehe- und Lebensberatung, Schuldner- oder Suchtberatung nutzen. »Fachleute sind zu dem Schluss gekommen, dass muttersprachliche Beratungsangebote, die sich überwiegend an Angehörige bestimmter Nationalitäten richten, die Integration nur bedingt fördern«, so Bakemeier. »Befürchtet wird, dass sich der Verbleib im bisherigen kulturellen und sprachlichen Umfeld eher verfestigt«.
Migranten zögern, die Regeldienste wahrzunehmen. »Tatsächlich müsste ihre Zahl erheblich größer sein, weil sie oft stärkeren sozialen Belastungen ausgesetzt sind«, betont Bakemeier. »So sind zum Beispiel junge Zuwanderer gegenüber ihren einheimischen Altersgenossen sozial stark benachteiligt.« Obwohl der Anteil der Migranten an der Bielefelder Bevölkerung 14 Prozent beträgt, haben 27 Prozent der Schüler an den Sonderschulen einen Migrationshintergrund, an den Hauptschulen sind es sogar 40 Prozent. Die Arbeitslosenquote unter den Ausländern in Bielefeld beträgt zirka 25 Prozent beträgt.
»Deshalb sind wir gefordert, den Migranten den Zugang zu unseren Hilfeangeboten zu erleichtern. Das ist das Ziel der Fortbildung âInterkulturelle KompetenzĂ”«, so Bakemeier. Die Fortbildung richtet sich an die Mitarbeiter der Region Johannesstift, die in einer multikulturellen Umgebung arbeiten. Dabei sollen die Teilnehmer unter anderem sensibler für die eigene und fremde Kulturen werden, Lösungen entwickeln für Probleme in multikulturellem Kontext oder den konstruktiven Umgang mit Konflikten erlernen.
Am Ende soll die gegenseitige Akzeptanz stehen. »Sollte diese erste Fortbildungsreihe ein Erfolg werden, dann werden wir diesen Kurs regelmäßig für unsere Mitarbeiter anbieten«, verspricht Bakemeier.

Artikel vom 04.03.2006