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Der Verkehr steht still

Heftigste Schneefälle seit 20 Jahren - Strom fällt aus

München (dpa). Nur unter der Erde war die Welt in München gestern noch in Ordnung. Die U-Bahn war so ziemlich das einzige Verkehrsmittel, das in der bayerischen Landeshauptstadt fahren konnte.

Auf Straßen, Schienen und in der Luft ging gar nichts mehr: Die heftigsten Schneefälle in München seit fast 20 Jahren hüllten die Stadt komplett ein und legten den Verkehr lahm. Schneepflüge mussten Schneisen für die Fußgänger schlagen, dick vermummte Hausbesitzer schaufelten stundenlang Hauseingänge und Gehwege frei. Daneben türmte sich der Schnee meterhoch. 10 000 Haushalte in Bayern waren am Wochenende wegen der extremen Schneefälle zeitweise ohne Strom. Selbst die Meteorologen mussten lange suchen, um vergleichbare Wetterlagen Anfang März zu finden. Als Rekord galten bisher 73 Zentimeter Schnee in München Ende Februar 1942.
Wer nicht unbedingt musste, verließ die Stadt gestern nicht: Auf den Autobahnen führte der Neuschnee bereits am Samstag zusammen mit dem Bettenwechsel und dem Ende der Faschingsferien zu den längsten Staus des Jahres. Der Münchner Flughafen musste gestern zeitweise komplett gesperrt werden, S-Bahnen, Busse und Straßenbahnen standen still.
In anderen Städten Südbayerns sah es nicht viel besser aus: Auch in Augsburg war der öffentliche Nahverkehr weitgehend lahm gelegt. Die Bahn riet Fahrgästen gestern sogar, im südlichen Bayern Zugreisen lieber nicht anzutreten. Unter anderem auf der Strecke München-Garmisch-Mittenwald sowie in ganz Bayerisch Schwaben und im Allgäu kam der Zugverkehr vollkommen zum Erliegen.
Die Staus auf den Straßen des Landes summierten sich am Samstag auf 300 Kilometer Länge. In der Nacht versorgten Hilfsorganisationen festsitzende Autofahrer mit Decken und heißem Tee. Die Stadt Memmingen im Allgäu öffnete in der folgenden Nacht eine Turnhalle als Notunterkunft für Touristen - meist Familien mit Kindern.
Die heftigsten Schneefälle seit 15 Jahren führten auch in Hessen zu einem Verkehrschaos mit hunderten Unfällen, bei denen fünf Menschen starben.
Schneechaos auch in Ostfrankreich: 2500 gestrandete Urlauber übernachteten in einem Festsaal von Bourg-Saint-Maurice. Im Elsass und in der Region Franche-Comté waren 10 000 Haushalte vorübergehend ohne Strom, weil Äste unter der Schneelast Stromleitungen gekappt hatten.
Verantwortlich für das Schneechaos war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes eine Luftmassengrenze zwischen den Tiefs »Xandra« und »Yuna«.

Artikel vom 06.03.2006