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Verkäufe nicht ausgeschlossen

Neue Gerüchte um Bertelsmann

Frankfurt/Gütersloh (Reuters/WB/in). Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann und sein Großaktionär, die Familie Mohn, erwägen nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins »Spiegel« den Verkauf von Unternehmensteilen, um den von dem belgischen Investor Albert Frère gewollten Börsengang zu verhindern.

In Gütersloh wollte man den »Spiegel«-Bericht gestern weder bestätigen noch dementieren. »Solche Spekulationen kommentieren wir nicht«, meinte Pressesprecher Andreas Grafemeyer.
Mit dem Erlös aus den Verkäufen könnte nach Ansicht des Magazins Frères Anteil von 25,1 Prozent abgekauft werden, den er bis 2007 an die Börse bringen will. »Diese Überlegungen finden statt«, zitierte das Magazin einen ungenannten Bertelsmann-Vorstand. Frère verlange fünf Milliarden Euro für das Anteilspaket, das er 2001 gegen eine 29,9-Prozent-Beteiligung an der Fernsehgruppe RTL eingetauscht hatte. Der Wert des gesamten Bertelsmann-Konzerns werde von der Investmentbank Goldman Sachs auf 18,7 Milliarden Euro geschätzt.
Frères börsennotierte Investmentfirma GBL Groupe Bruxelles Lambert hatte Ende Januar beschlossen, ihren Anteil an die Börse zu bringen und Bertelsmann damit zu einem Börsengang zu zwingen. Dieser wäre der größte eines europäischen Medienunternehmens seit langem.
Die Vertreterin der Familie, Liz Mohn, ist Bankenkreisen zufolge gegen den Börsengang, hatte sich vor gut einem Jahr aber auch gegen den Rückkauf des GBL-Anteils ausgesprochen. Seither hat sie sich nicht dazu geäußert.
Der Bertelsmann-Vorstand hat sich bislang mit Kommentaren zurückgehalten. Der Vorsitzende Dr. Günter Thielen erklärte nur immer wieder, der Konzern sei auf einen Börsengang vorbereitet. Offenbar ist man sich in Gütersloh noch nicht sicher, ob Frère mit seiner Forderung nach einem Börsengang wirklich Ernst macht.
Preise und mögliche Käufer für Teile von Bertelsmann würden bereits sondiert, berichtet dagegen der »Spiegel« unter Berufung auf Investmentbanker. Tabu seien nur die Dienstleistungs-Tochter Arvato und RTL. Der Wert der Fernseh-Sendergruppe mache Goldman Sachs zufolge mit neun Milliarden Euro mehr als die Hälfte des Unternehmenswertes aus. Arvato werde mit 3,5 Milliarden Euro bewertet, die Buchverlagsgruppe Random House und der Anteil am Verlag Gruner + Jahr jeweils 1,9 Milliarden. Die Direct Group sei 450 Millionen Euro wert.
GBL hält 25,1 Prozent der Kapitalanteile an der Bertelsmann AG, aber nur 25,0 Prozent der Stimmrechte in der Hauptversammlung. Seite 2: Kommentar

Artikel vom 06.03.2006