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Was niemand erleben will

ZDF-Zweiteiler »Dresden« über die Schrecken des Bombenkrieges

ZDF, Sonntag, 20.15 Uhr: Im Februar 1945 legten alliierte Bomber Dresden in Schutt und Asche. Tausende Kinder, Frauen, und Männer verbrannten im Feuersturm, darunter ungezählte Flüchtlinge aus den Ostgebieten, die in der Stadt an der Elbe Zuflucht gesucht hatten.

Mit dem Antikriegsdrama »Dresden« zeichnet das ZDF die Geschehnisse kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach. Über die erdachte, aber mögliche Geschichte einiger weniger Menschen versucht er, das unbeschreibliche Grauen jener Tage für die Nachwelt nachvollziehbar zu machen.
Im Mittelpunkt des Zweiteilers (auch morgen um 20.15 Uhr) steht die junge Krankenschwester Anna (Felicitas Woll), die sich Anfang 1945 trotz der kurz bevorstehenden Verlobung mit dem Oberarzt Alexander (Benjamin Sadler) in den notgelandeten britischen Bomberpiloten Robert (John Light) verliebt. Zusammen erleben sie in der dramatisch inszenierten Geschichte den Untergang der Stadt in der Nacht vom 13. zum 14. Februar. Auch weitere Rollen sind hochkarätig mit Heiner Lauterbach, Katharina Meinecke, Marie Bäumer und Kai Wiesinger besetzt. Der Dresdner Kabarettist und Schauspieler Wolfgang Stumph spielt in einem ungewohnt ernsthaften Part den Pfarrer der Frauenkirche.
Zentrales Anliegen sei gewesen, die Geschichte von beiden Seiten aus zu erzählen, und zwar »nicht in Schwarz-Weiß-Charakterisierung«, sagt Drehbuchautor Stefan Kolditz. »Es ging darum, die Figuren und uns selber als Zuschauer zu verführen, sich in diese existenziellen Konflikte zu begeben und der Entscheidung zu stellen: ÝWie hätte ich mich eigentlich damals verhalten?Ü«
»Allen war klar, dass »Dresden« eine enorme politische Verantwortung als Thema in sich trägt«, beschreibt Produzent Nico Hofmann (Teamworx Television) die Ausgangslage. So konsultierte das Filmteam die Historiker Hans Mommsen, Rolf-Dieter Müller und Richard Overy als Berater. Müller ist auch Leiter der Historikerkommission, die im Auftrag der Stadt Dresden den verheerenden Luftangriff aufarbeitet.
Regisseur Roland Suso Richter setzte auch in der filmischen Umsetzung auf Authentizität: So stehen am Anfang historische Filmaufnahmen des unzerstörten Elbflorenz. An anderer Stelle werden originale Tondokumente eingespielt. Die britischen Filmfiguren werden auch von britischen Schauspielern dargestellt.
Die Schauspieler, durchweg Nachkriegsgenerationen, sollten sich möglichst tief in das Schrekkensszenario hineinversetzen. In einen Luftschutzkeller ließ Richter mit einer 15 000-Watt-Anlage das Geräusch-Inferno einer Bombardierung durch 200 Flugzeuge einspielen. Hauptdarstellerin Felicitas Woll: »Wir haben alle wirklich Angst gehabt da unten.«
l Bereits am Samstag um 22.30 Uhr gibt's beim ZDF ein »Making of« zu »Dresden«; am Dienstag (20.15 Uhr) folgt der zweite Teil der Doku »Der Feuersturm«

Artikel vom 04.03.2006