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»Man muss sich total öffnen«

Bass Jacek Janiszewski verstärkt seit dieser Spielzeit Musiktheater-Ensemble

Von Uta Jostwerner
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Seit zwei Jahren liest er Hesse im Original. Aber auch sonst spricht und singt Jacek Janiszewski in makellosem Deutsch. Das war nicht immer so. Als der Bass nach seinem Gesangsstudium an der Frederic Chopin Musikakademie Warschau 1997 in sein erstes Engagement am Landestheater Flensburg ging, verstand er so gut wie nichts.

Heute beherrscht der 37-Jährige neben seiner Muttersprache Polnisch noch Russisch, Italienisch, Englisch und Deutsch. Ideale Voraussetzungen also für ein Opernhaus wie Bielefeld, an dem Janiszewski seit dieser Spielzeit fest engagiert ist. »Es freut mich, dass die Werke hier in der Originalsprache aufgeführt werden«, sagt er, der das Haus als Gast in Werner Schroeters Don Carlos-Inszenierung kennen lernte, wo er den Großinquisitor gab.
Die Größe und Qualität der Produktion und nicht zuletzt die tolle Zusammenarbeit mit den Kollegen hätten ihm damals imponiert. »Ich habe mich danach bewusst für Bielefeld entschieden«, sagt der sympathische Sänger, der das Bielefelder Publikum bereits beim Festlichen Auftakt 2005 im Sturm eroberte und neben stimmlichen Qualitäten mit schauspielerischem Charisma beeindruckte. »Auf der Bühne fühle ich mich einfach wohl und im Gesang habe ich für mich etwas Besonderes gefunden«, erzählt Jacek Janiszewski, der von sich behauptet, als junger Mensch sehr scheu gewesen zu sein. »Der Gesang hat mich verändert, weil man sich dabei total öffnen muss«, sagt er.
Selbstverständlich zugefallen ist ihm das Gesangsfach aber nicht. Denn nach ungeliebtem Geigenunterricht hatte der gebürtige Warschauer im Horn sein Instrument gefunden. Nach zweijährigem Studium intervenierte sein Zahnarzt. Die Zähne litten unter dem Anblasdruck. »Das war damals ein richtiges Drama.«, erinnert sich Janiszewsik, der danach die Aufnahmeprüfung für Gesang zwar spontan bestand, jedoch unter irgendwelchen Blockaden litt, die erst der bulgarische Gesangspädagoge Rusko Ruskov zu lösen wusste. »Meine Lehrer haben gestaunt, als ich nach drei Wochen aus Sofia zurückkam.«
Danach ging's bergauf mit der Karriere. Erste Wettbewerbserfolge stellten sich ein und zeigten dem jungen Sänger, dass er mit dem Konkurrenzdruck gut umgehen konnte. »Das alles wirkte eher motivierend auf mich. Manche Arien habe ich bei Wettbewerben besser gesungen als auf der Bühne«, erzählt er, der erste Preise und Sonderpreise bei internationalen Wettbewerben einheimste und 1997 als Finalist am Operalia Placido Domingo Contest in Tokio sowie an den Neuen Stimmen in Gütersloh teilnahm..
Seither hat der Sänger, der Mozart zu seinem Lieblingsfach zählt, zahlreiche Partien an renommierten Häusern, unter anderem den Osmin und Ferrando am Staatstheater Hannover gesungen. An der Warschauer Staatsoper und beim Chiemgauer Opernsommer ist er regelmäßiger Gast. Nach dem Thibaud (Jungfrau) und Osmin (Entführung) singt er den Oberpriester des Baal in Verdis Oper Nabucco, die an diesem Samstag, 19.30 Uhr, in der Oetkerhalle Premiere hat.

Artikel vom 04.03.2006