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Die Sonne ist das Ziel

Radsport: ProTour-Auftakt mit OWL-Ass Jörg Ludewig

Von Hans Peter Tipp
Steinhagen (WB). Eine Rechnung hat Jörg Ludewig mit diesem Rennen noch offen: Paris - Nizza, Auftakt-Etappenfahrt der ProTour, der Topserie im Weltradsport. Vor einem Jahr stand er dicht vor seinem ersten Etappentriumph bei einem Rennen dieser Güte. Am Ende blieb ein zweiter Platz - eine tolle Empfehlung, aber kein Sieg.

Am Sonntag startet der Steinhagener in der ProTour erstmals für das deutsche Vorzeigeteam »T-Mobile«, jenen Rennstall, den viele Sportfans noch immer mit der deutschen Nationalmannschaft gleichsetzen. »Eine völlig andere Welt«, lautet das Urteil des 30 Jahre alten Radprofis, der sich in den vergangenen Jahren stets für italienische Mannschaften abgestrampelt hatte. »Alles ist perfekt und geplant: Vorbereitung und Taktik, Organisation und Ausrüstung - ganz anders als bei meinen bisherigen Teams.«
Dort hat er sich zwar stets wohl gefühlt, nun überzeugen aber die Vorzüge seiner neuen Welt. Und überzeugen will Ludewig auch. Er will zeigen, dass er dort hingehört, wo er jetzt angekommen ist: »Als 30-Jähriger mit einem Ein-Jahres-Vertrag stehst du auf dem Prüfstand.« Nach einem harten Rennwochenende in Belgien hat sich der Ostwestfale in der Heimat auf den ProTour-Start vorbereitet. »Ich habe nochmal verschärft trainiert und fühle ich mich richtig gut. Was noch wichtiger ist: Ich habe mich erholt von den belgischen Strapazen.«
Die Kraft wird der Ostwestfale im »Rennen zur Sonne«, wie die achttägige Fernfahrt über 1274 km von Paris nach Nizza (jeden Tag live bei Eurosport) genannt wird, gut gebrauchen können. Denn in der T-Truppe ist er einer der Edelhelfer für jene drei Fahrer, die um den Gesamtsieg mitfahren sollen: Patrik Sinkewitz, Ludewigs »Spezi«, Kim Kirchen, der Alleskönner aus Luxemburg, und Linus Gerdemann, größtes deutsches Nachwuchstalent. Ihnen soll der Ostwestfale auf das Podium helfen, zumindest will das T-Team auf dem Weg nach Nizza der Konkurrenz schon einmal zeigen, wozu sie fähig sind. Wenn sich Ludewig dann eine Belohnung aussuchen dürfte, wäre es ein Platz bei »Mailand - San Remo«.
Ihren großen Star Jan Ullrich haben die Magenta-Männer nicht »im Gepäck«. Er feilt im Trainingslager in der Toskana weiter an seiner Form und verzichtet auch auf die anderen Toprennen im März. Wie im Vorjahr will Ullrich bei der Sarthe-Rundfahrt (4. April) richtig aufs Rad steigen.
Dort beginnt seine Tour vor der Tour, die dieses Jahr durch Italien. (6. bis 28. Mai) führt. Der Giro d'Italia (6. bis 28. Mai), der in der Nähe von Lüttich (Belgien) gestartet wird, ist auch für den »Halb-Italiener« Jörg Ludewig die wichtigste Herausforderung der ersten Saisonhälfte.
Auf dem Weg dorthin hat er sogar ein »Heimspiel«. Die Niedersachsen-Tour (19. bis 23. April) führt am 21. April durch den Kreis Gütersloh zum Etappenort Rheda-Wiedenbrück. Dort will aber nicht nur Ludewig, sondern auch das ostwestfälische Rennteam Lamonta überzeugen.

Artikel vom 04.03.2006