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Dollar-Königin auf Eis

Trost für Turin: Anni Friesinger feiert Weltcup-Siege

Heerenveen (dpa). Drei Weltcups lassen die Kassen klingeln: Nach einigen bitteren Enttäuschungen bei den XX. Olympischen Winterspielen in Turin hat die Eisschnelllauf-Saison für Anni Friesinger doch noch ein überaus versöhnliches Ende gefunden.

Nach den Weltcups im Team und über 1000 Meter erkämpfte die 29-jährige Inzellerin gestern beim Finale in Heerenveen auch den Gesamt-Erfolg über 1500 Meter und darf sich mit dem Gewinn von mehr als 50 000 Dollar an Prämien als »Preisgeld-Königin« der Saison feiern lassen. Es war 60. Gesamtsieg deutscher Eisschnellläufer in der seit 1985 andauernden Weltcup-Geschichte.
Neun Tage nach ihrer vorzeitigen Abreise aus der Olympia-Stadt reichte der Team-Olympiasiegerin gestern ein zweiter Platz in 1:55,67 Minuten hinter Ireen Wüst (Niederlande/1:55,58) zur Verteidigung der Top-Position auf der Mittelstrecke. Dafür gab es wie für den 1000-Meter-Erfolg noch einmal 14 000 Dollar, die Prämien für die elf Streckensiege und weitere Top-Platzierungen summierten sich auf mehr als 22 000 Dollar - damit war Friesinger selbst von Ausnahme-Läuferin Cindy Klassen nicht zu gefährden. Die Kanadierin hatte vor Claudia Pechstein die Trophäe auf den Langstrecken erkämpft.
Den vierten Weltcup-Gesamt-Erfolg der Saison für die deutschen Eisschnellläuferinnen hatte sich bereits am Freitag Jenny Wolf über die 500 Meter gesichert. Die Berlinerin kam gestern beim Sieg von Olympiasiegerin Swetlana Schurowa (Russland/38,01) im letzten Saison-Sprint in 38,36 Sekunden auf den zweiten Rang.
Über 1000 Meter reichte Anni Friesinger gleichfalls ein zweiter Platz (1:15,75) hinter 3000-Meter-Olympiasiegerin Wüst, die in 1:15,46 einen Bahnrekord fixierte, zum ersten Gesamt-Erfolg auf dieser Distanz. »Ich bin glücklich über Rang zwei. Diese Rennen stimmen mich versöhnlich im Vergleich zu Turin. Olympia war doch viel anstrengender, als ich dachte«, sagte die Bayerin.
Es war der vierte 1500-m-Erfolg von Anni Friesinger nach 2001, 2002 und 2004. Zudem hatte sie 2002 die Trophäe über die langen Strecken gewonnen. Den Start bei der Mehrkampf-Weltmeisterschaft in Calgary am 18. und 19. März hat sie gestern endgültig abgesagt. »Die Batterien sind leer. Ich höre jetzt auf meinen Körper, und der sagt nein«, erklärte die 29-jährige Inzellerin. »Zwei Wochen reichen nicht, um meine angeschlagenen Bronchien in den Griff zu bekommen. Ich will jetzt nicht mehr weit reisen und brauche Ruhe«, fügte sie hinzu.
Seit dem 21. Februar 2005 wartet Claudia Pechstein nun schon auf einen Einzelerfolg im Weltcup, war aber dennoch in Heerenveen nicht unzufrieden. »Ich habe drei Mal hintereinander den Cup gewonnen, nun bin ich Zweite, das ist doch auch nicht schlecht«, meinte die 34-jährige Berlinerin, die über 3000 Meter in 4:05,11 nur Cindy Klassen den Vortritt lassen musste. Die fünffache Medaillen-Gewinnerin von Turin war in Bahnrekordzeit von 4:02,79 Minuten nicht zu gefährden und sicherte sich erstmals die Trophäe auf den langen Strecken. Daniela Anschütz-Thoms (Erfurt) erreichte mit Platz vier (4:05,37) ihre beste Weltcup-Platzierung der Saison.
Über 500 Meter holte sich der Südkoreaner Lee Kang-Seok mit zwei Siegen in Heerenveen den Cup, über 1000 Meter setzte Olympiasieger Shani Davis (USA) seinen »Durchmarsch« fort.

Artikel vom 06.03.2006