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»Panik fehl am Platz«

Wenige Infektionen


Bielefeld (dpa/lnw). Trotz der Angst vieler Menschen in Deutschland droht nach Expertenmeinung von der Vogelgrippe bislang vor allem Tieren Gefahr. »Es gibt Abermillionen erkrankter Vögel in Asien, dennoch ist die Zahl erkrankter Menschen sehr überschaubar«, sagte der Bielefelder Epidemiologe Reinhard Bornemann. »Im Augenblick ist Panik wirklich fehl am Platz. Das Virus überwindet die Barriere Vogel-Mensch nur sehr schwer.« Bei Menschen gab es bislang weltweit 174 bestätigte Infektionen, 94 der Patienten starben.
Die Dunkelziffer erkrankter Menschen in Asien sei vermutlich gering, sagte Bornemann weiter. »Offensichtlich sind dort nicht sehr viele Menschen aus unerklärlichen Gründen gestorben. Aber je mehr Vögel unterschiedlicher genetischer Art sich infizieren, umso mehr steigt die Zahl der Virusmutationen.« Damit wachse auch die Gefahr einer Übertragbarkeit auf den Menschen, warnte der Forscher.
»Die heutige Angst rührt nur daher, dass sich Fachleute Sorgen machen, ob sich ein Virus wie 1918 wieder bildet«, erklärte der Wissenschaftler. Damals war ein aggressives Grippe-Virus um die ganze Welt gezogen. »Die Influenza-Pandemie von 1918 ragt wie eine Säule aus einer Vielzahl anderer Pandemien heraus.« An dieser sogenannten Spanischen Grippe waren weltweit 20 bis 50 Millionen Menschen gestorben. Dass auch eine Katze Opfer der Tierseuche wurde, wertet er nicht als zusätzliche Bedrohung.

Artikel vom 04.03.2006