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Symbolik und
Schönheit
Vom römischen Tor zum Kanzleramt
Seit 25 Jahren reist unser Touristikredakteur Thomas Albertsen kreuz und quer über den Globus. Auf die immer wiederkehrende Frage, wo es denn am schönsten war, kommt hier die Antwort: Die Top-10-Liste im SCHÖNEN WOCHENENDE! Heute präsentieren wir unsere Auswahl der schönsten Reisen zu deutschen Denkmälern.
Die Architektur Deutschlands unterscheidet sich erheblich von der anderer Länder, weil viele wichtige deutsche Bauten im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört und nachträglich wieder aufgebaut wurden. In der Kunstgeschichte müssen drei historische Sachverhalte in Betracht gezogen werden: der ursprüngliche Entwurf und die Errichtung der Bauten, die Zerstörung der Gebäude und die Umstände des Wiederaufbaus. Außerdem erinnern die Gebäude manchmal an eine historische Begebenheit.
Hier geht es um die Symbole von Macht und Einfluss. Wehrhafte Architektur ist in Deutschland dabei ganz anders definiert als zum Beispiel in Frankreich. Während dort der Festungsbaumeister Vauban wirkte, wird Deutschland von seiner Vielzahl von Ritterburgen mit geradezu märchenhafter Anmutung geprägt.
Aus der römischen Epoche hat sich hingegen Deutschlands berühmtestes Tor erhalten, die Porta Nigra in Trier. Historisch ungemein bedeutsam, baugeschichtlich jedoch weit weniger wertvoll ist eine andere »Stadtpforte«, nämlich das Brandenburger Tor in Berlin. Seine Bedeutung ist eher auf den hohen Symbolwert zurückzuführen. Die deutschen Denkmäler sind also vorwiegend der Repräsentation und Verwaltung gewidmet.
Schlösser wie in Potsdam und Würzburg vereinen herrschaftlichen Lebensstil mit kunsthistorischer Vielfalt. Das Bremer Rathaus hingegen ist Ausdruck des Stolzes freier Bürger einer weltoffenen Handelsmetropole.
Das neue Regierungsviertel in Berlin hat übrigens, kaum das die Bauten weitgehend fertig sind, schon echten Denkmalscharakter. Sir Norman Fosters grandioser Umbau des Reichstages (unvergessen bleibt auch die Verhüllung durch den bulgarischen Künstler Christo Javacheff) und das Bundeskanzleramt als Kontrapunkt sind steingewordene Zeitgeschichte - hochgelobt und bestes Beispiel dafür, dass Denkmäler eben nicht alt sein müssen.
Kirchen und andere Sakralbauten sind in dieser Aufstellung übrigens bewusst nicht vertreten -ĂŠihnen gebührt die Ehre einer eigenen Liste.

Artikel vom 09.09.2006