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Bielefeld bei Borussia ohne Biss

Arminia verliert 0:2 in Mönchengladbach: Standardsituationen entscheiden

Von Dirk Schuster
Mönchengladbach (WB). Das war überhaupt nichts: Fußball-Bundesligist Arminia Bielefeld enttäuschte gestern im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach auf der ganzen Linie. Nach dem 0:2 (0:1) und Toren von Marcell Jansen (34.) und Wesley Sonck (65.) sprach der Ex-Gladbacher Bernd Korzynietz stellvertretend für seine Mitspieler: »Heute dürfen wir uns nicht beschweren.«

Abwehrkollege Heiko Westermann urteilte: »Der letzte Biss hat gefehlt. Dann gehst du unter in solch einem Spiel.« Torwart Mathias Hain stellte eine »fehlende geistige Frische« bei den Arminen fest: »Wir waren gedanklich immer einen Schritt hinten dran.« Co-Trainer Frank Geideck, wegen der Sperre seines Chefs Thomas von Heesen (stand auf der Tribüne) für ein Spiel »befördert«, meinte später: »Wir sind unter Druck zusammengebrochen und haben mal wieder eine große Chance verpasst, uns entscheidend abzusetzen und uns nach unten Luft zu verschaffen.«
Die beste Chance, das Spiel vor knapp 40 000 Zuschauern in die gewünschte Bielefelder Bahn zu lenken, vergab Fatmir Vata bereits nach zehn Minuten. Eher zufällig war er an den Ball gekommen, da Kaspar Bögelund ihn bei einem Rückpass übersehen hatte. Vata spielte noch einen Verteidiger aus, schlenzte aber neben das Tor.
Da war noch nicht zu ahnen, dass dies lange die beste DSC-Chance bleiben sollte. Denn nun fanden sich die Gastgeber besser zurecht. Dabei halfen ihnen Standardsituationen, bei denen sich die Arminen nicht klug anstellten. Zunächst »durfte« Sonck per Kopf (29.), dann musste Vata (32.) auf der Linie ran, als erneut Sonck an den Ball gekommen war.
Es lag etwas in der Gladbacher Luft: Zwei Minuten später schlug es ein, und die Führung der Gastgeber war hoch verdient. Wieder bekamen die Bielefelder den Ball nicht kontrolliert aus dem Strafraum. Heiko Westermann blockte zwar zunächst Soncks Schuss noch ab. Doch der Abpraller blieb - ein Zeichen für den größeren Biss an diesem Tag - bei den Gastgebern. Oliver Neuville schaltete schneller als Korzynietz, legte zurück. Und mit dem ganzen Willen, es doch noch auf den WM-Zug von Jürgen Klinsmann zu schaffen, wuchtete Abwehrspieler Marcell Jansen (34.) das Leder aus 18 Metern ins Tor -Êund das mit dem »falschen«, dem rechten Fuß. Hain war machtlos - wie Arminia in der Folgezeit.
Denn die Borussen legten nach: In der 53. Minute war wieder mal ein DSC-Feldspieler als Retter gefragt. Und erneut wurde Sonck auffällig - dieses Mal mit dem Fuß. Seinen Schuss kratzte Korzynietz von der Linie. Dann musste Hain mutig »mitspielen«: Außerhalb des Strafraums war er zum Glück eher am Ball (62.) als Neuville.
Drei Minuten danach half ihm aber niemand. Erst klärte Hain gegen den frei stehenden Neuville zur Ecke. Doch die brachte das 0:2. Westermanns Abwehrkopfball landete erst bei Per Kluge, und dessen Schuss fiel Sonck vor die Füße. Dieses Geschenk ließ sich der lange verletzte Angreifer nicht entgehen. Er staubte ab: 2:0 - die frühe Entscheidung.
Zwar hätte Arminia noch treffen können, doch eigentlich taute das Team gestern nie richtig auf. Westermann (67.) köpfte knapp neben das Tor, auch der müde Sibusiso Zuma (70.) traf weder konventionell (70.) noch akrobatisch per Fallrückzieher (76.).
Die Schlussphase verlief unspektakulär: Bielefeld musste froh sein, dass Kahé nicht auf 3:0 erhöhte. »Ästhetisch war es sicherlich nicht. Aber es war eine Steigerung zu den letzten Spielen«, meinte ein zufriedener Gladbacher Trainer Horst Köppel.
Zerknirscht stellte dagegen Arminias Abwehrmann Markus Schuler fest: »Wir haben wie immer durch die Standardsituationen verloren. Da waren wir schlecht zugeteilt. Das war nicht professionell.« Der Verteidiger blickte vor dem nächsten Spiel, am kommenden Samstag gegen Leverkusen, auf die Tabelle: »Es sind noch sechs Punkte nach unten. Aber wir müssen gewarnt sein. Unsere letzten beiden Spiele waren nicht gerade toll.« Wohl wahr.

Artikel vom 06.03.2006