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Schafe ermitteln: Toter Schäfer auf der Weide

Leonie Swann begeistert mit ihrem Debüt-Bestseller »Glennkill« im Literatur-Café in Brackwede

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Nein, einen »anständigen Beruf« habe sie noch nicht, sagt Leonie Swann und lacht. Schafe haben das bisher verhindert. Und auch zwischen ihre vor geraumer Zeit begonnene Doktorarbeit und deren Abschluss hat sich - ganz natürlich - die Herde gestellt.

Betreten wirkte die 30-Jährige deswegen bei der Lesung aus ihrem Buch »Glennkill« im Literatur-Café der Brackweder Buchhandlung Klack jedoch nicht. Das unterscheidet die Autorin eindeutig von ihren tierisch guten Ermittlern in Sachen George Glenn, zuvor von Beruf Schäfer.
Reglos liegt dieser im grünen irischen Gras - einen schweren Spaten mitten durch den Leib. Eine Situation, mit der jedes der so unvermittelt und brutal schäferlos gewordenen Schafe auf seine individuelle Art umzugehen sich bemüht. Und - ganz natürlich - auf Aufklärung drängt.
In kleinen Lesereise-Einheiten grast Leonie Swann derzeit die Republik ab. Dabei stellt sie ihren im Goldmann Verlag erschienenen Debütroman, einen Schafskrimi, vor. Dorothea Potthoff von der Buchhandlung Klack nutzte die Gelegenheit und lud die junge Autorin nach Brackwede ein.
Mit einem nicht nur für die Buchhändlerin erfreulichen Ergebnis: Die Herde derjenigen, die Leonie Swann erleben wollten, wurde täglich größer - und die Räumlichkeiten der Buchhandlung damit zu klein. Ein Stallwechsel musste vorgenommen werden: ins größere Barthlomäusgemeindehaus.
Hier bescherte Leonie Swann 120 Krimi-, Tier- und sonstigen Freunden des skurrilen Humors mit den Anfangskapiteln ihres literarischen Senkrechtstarts einen höchst vergnüglichen Abend. Sogar Fachleute erschienen zur Lesung. Nein, nicht Kriminalbeamte, sondern echte und noch sehr lebendige Schäfer!
Es war weniger eine Vorstellung von »Glennkill«, was die Autorin dem amüsiert lauschenden Publikum bot. Wie sich in der anschließenden Fragestunde zeigte, kannten die meisten das Buch bereits. Geschrieben hat es Leonie Swann im übrigen in engem Gedankenaustausch bei der Ideenfindung mit ihrem Freund.
Die Lesung geriet vielmehr zu einem wunderschönen Vorleseabend - zu einer »Gutenachtgeschichte für Erwachsene«. Und sie machte Appetit auf noch mehr »Glennkill«, einschließlich der naiv-entlarvenden Betrachtungsweise der Menschen durch die Schafe, die Leonie Swann so originell beschreibt. Dies alles liest sie mit leisem, hintergründigem Amüsement in der Stimme. Die Zuhörer dankten's ihr mit viel Applaus.

Artikel vom 03.03.2006