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Köppel braucht
wieder Siege

Bedenken des Gladbach-Trainers

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Mönchengladbach(WB).
Alte Mönchengladbacher Fußball-Herrlichkeit ist lange dahin. Den Bökelberg haben die Bagger platt gemacht, die Borussia wurde zwar nicht auch in Schutt und Asche gelegt, doch sind es keine einfachen Zeiten gewesen, die hinter ihr liegen.

Dazu genügt ein Blick auf die bescheidenen Tabellenpositionen. 15, 11, 12, 12 lauteten die letzten Platzierungen. Davor hatten die »Fohlen« auch schon ausgiebig die Zweitliga-Weiden erkundet. Das hatte sich abgezeichnet seit 1997. Zwei Jahre später folgte der freie Fall. Mönchengladbach nahm Bundesliga-Abschied - abgeschlagen Letzter, mit nur 21 kümmerlichen Punkten. Unfassbar.
Auch seit dem Wiederaufstieg 2001 zittert der Traditonsverein, der in den Siebzigern Titel an Titel reihte, immer wieder um seinen Klassenerhalt. In der vergangenen Saison war es besonders schlimm. Am Ende trennte Borussia nur ein Punkt von Absteiger VfL Bochum.
Horst Köppel brachte die Mannschaft als Retter soeben über den Zielstrich. Aber auch der gefeierte Trainer musste inzwischen Breitseiten einstecken, die ihn ärgerten. »Die Ansprüche in Mönchengladbach sind immer noch sehr hoch«, verriet er nach dem 2:0-Sieg in der Hinrunde bei Arminia Bielefeld, den Köppel bitter nötig hatte. Es wäre sonst eng geworden für ihn.
An jenem erfolgreichen Nachmittag klagte er über die Einflüsse des Umfelds und wie unkundig manche Herrschaften aus diesen Einmischerkreisen seien. Von »Hinwerfen« war die Rede, davon, »sich dies nicht mehr antun zu müssen.« Erst der Auswärtssieg stimmte ihn um. Danach begann für die Borussen ein Höhenflug bis in die UEFA-Cup-Region.
In Reichweite dazu hält sich die Mannschaft zwar immer noch auf, allerdings liegt dies eher daran, dass niemand mehr so richtig aus dem weit verbreiteten Bundesliga-Mittelmaß herausragt. Die Gladbacher gewannen von sechs Rückrundenbegegnungen nur gegen das schwache Schlusslicht 1. FC Köln. Fünf ihrer insgesamt sieben Saisonsiege verzeichnete das Borussen-Team bereits bis Oktober.
Klar, dass Köppel angesichts des Abwärtstrends nicht gerade unter Naturschutz steht und bei dem erfahrenen Fußball-Lehrer alte Bedenken wieder aufkamen. Ohne den glücklichen »Dreier« im Rhein-Derby hätte der 57-jährige Trainer vielleicht an diesem Sonntag beim Rückspiel gegen Arminia nicht mehr auf der Bank gesessen.
Es sind die Heckenschützen, die Köppel verabscheut. Gegen sie helfen nur Punkte. Die Ostwestfalen könnten sich dabei als dankbarer Gegner erweisen. Vor 35 Jahren gewannen die Bielefelder zum einzigen Mal in Mönchengladbach, das letzte Tor dort gelang Karl-Heinz Geils. Und das ist nun auch schon ein viertel Jahrhundert her.
An legendäre Zeiten mögen sich die Gladbacher noch gern erinnern. Da kreierten sie ihren eigenen Stil, begeisterten die Fußballfreunde, wurden fünf Mal deutscher Meister. Die Trainer hießen Weisweiler und Lattek, die Spieler Netzer, Vogts - und Horst Köppel. Verdammt lang her. Früher konnte er zum Einsatz noch zu Fuß gehen. Köppel wohnt unweit des Bökelbergs. Aber den gibt es nicht mehr.

Artikel vom 04.03.2006