03.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Bis zur WM
haben wir noch
viel Arbeit«

Auch Deutschlands Gegner besiegt

Hamburg (dpa). Sorgen hat Jürgen Klinsmann nach der Pleite in Italien genug, doch immerhin seine in alle Welt geschickten Spione brachten dem Bundestrainer keine weiteren schlechten Nachrichten.

Die drei deutschen Vorrundengegner aus Costa Rica, Polen und Ecuador musste sich in ihren Testspielen wie die DFB-Elf geschlagen geben und zeigten sich zum Teil von WM-Form weit entfernt. Bei Ex-Weltmeister Frankreich steht Trainer Raymond Domenech nach dem 1:2 gegen die Slowakei keine 100 Tage vor Turnier-Beginn unter Druck, und in Argentinien herrscht nach dem 2:3 gegen Kroatien Katerstimmung statt WM-Euphorie. Brasilien und England erfreuten sich hingegen an knappen Siegen in Russland (1:0) und gegen Uruguay (2:1).
Von den deutschen Gegnern enttäuschten besonders die Polen beim 0:1 in Kaiserslautern gegen die USA. Costa Rica unterlag mit einer B- Elf im Iran mit 2:3, Ecuador zog sich beim 0:1 im Gastspiel beim WM-Mitfavoriten Niederlanden immerhin achtbar aus der Affäre.
»Ich sehe da kein Problem für Deutschland«, sagte USA-Verteidiger Steve Cherundolo nach dem Duell mit den Polen. Skeptisch zeigten sich auch die Polen selber. »Wir haben noch viel Arbeit«, meinte Ebi Smolarek. Der bei Borussia Dortmund angestellte Profi klagte: »Das hatten wir uns anders vorgestellt.« Trainer Pawel Jenas, der das Problem hat, dass viele seiner Spieler in ihren Vereinen in Europas Spitzen-Ligen nur Reservisten sind, zog ein ernüchterndes Fazit: »Wir haben zu wenig gezeigt. Das reicht nicht. Wir müssen uns steigern.«
Deutschlands Auftaktgegner Costa Rica war in Teheran nach einer 45 Stunden langen Anreise müde und schlapp. Zudem fehlte Leitwolf und Torjäger Paulo Wanchope. »Gegen Deutschland werden wir uns komplett anders präsentieren«, versprach Alexandre Guimaraes. Der Trainer nutzte die Partie, um seine zweite Garde einem Härtetest zu unterziehen: »Dies war eine gute Gelegenheit, um zu sehen, welche meiner jungen Spieler für die Stammelf in Frage kommen.« Viele drängten sich dabei nicht auf.
Ecuador könnte für die Mannschaft von Jürgen Klinsmann allerdings zum Spielverderber werden. Die Südamerikaner präsentierten sich gegen die Niederlande als kompakte und gut geordnete Einheit. »Für uns war dieses Spiel eine sehr gute Gelegenheit, in Europa zu testen. Ich bin sehr zufrieden und habe volles Vertrauen in meine Mannschaft«, sagte Ecuadors Trainer Luis Fernandez Suarez. Die Niederländer schafften ohne sieben Stammkräfte, darunter die Bundesliga-Profis Rafael van der Vaart und Khalid Boulahrouz vom Hamburger SV, nicht mehr als einen Pflichtsieg.
In Frankreich weht Trainer Domenech nach der ersten Niederlage seiner Amtszeit Kritik entgegen. »Die slowakische Ohrfeige hinterlässt bei den Blauen blaue Flecken«, titelte »Libération«. Seit dem EM-Aus im Viertelfinale gegen Griechenland im Sommer 2004 hat der Weltmeister von 1998 zwar nicht mehr verloren, doch die Leistungen waren meist mäßig.
In England sorgte der überragende Joe Cole vom FC Chelsea mit seinem Siegtor in der Schlussminute für Erleichterung und bei Sven-Göran Eriksson nach Wochen der harten Kritik das ersehnte Erfolgserlebnis. Im eiskalten Moskau sorgte Ronaldo für Brasiliens Treffer des Tages. Der Weltmeister spielte bei 10 Grad unter Null »Kühlschrank-Fußball«.
Der Ergebnis-Überblick Iran - Costa Rica 3:2, USA - Polen 1:0, Russland - Brasilien 0:1, Portugal - Saudi-Arabien 3:0, Niederlande - Ecuador 3:0, Frankreich - Slowakei 1:2, England - Uruguay 2:1, Türkei - Tschechien 2:2, Südkorea - Angola 1:0, Tunesien - Serbien-Montenegro 0:1, Irland - Schweden 3:0, Argentinien - Kroatien 2:3, , Mexiko - Ghana 1:0, Schottland - Schweiz 1:3, Israel - Dänemark 0:2, Albanien - Litauen 1:2, Mazedonien - Bulgarien 0:1, Senegal - Norwegen 2:1, Slowenien - Rumänien 0:2, Zypern - Armenien 2:0, Kasachstan - Griechenland 0:2, Österreich - Kanada 0:2

Artikel vom 03.03.2006