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»Der beste
Sport der Welt«

Tischtennis-Chef Hans Wilhelm Gäb

Minden (WB). Er war Tischtennis-Meister und Nationalspieler. Doch erst als Sportmanager wurde Hans Wilhelm Gäb einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Der langjährige Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) musste 1994 gesundheitsbedingt dieses Amt abgeben. Seit einer erfolgreichen Lebertransplantation engagiert sich der frühere Aufsichtsratschef der Opel AG wieder verstärkt im Sport - unter anderem als Ehrenpräsident des DTTB und seit 2005 als Vorsitzender der Deutschen Sporthilfe. Vor den deutschen Tischtennis-Meisterschaften am Wochenende in Minden unterhielt er sich mit WB-Redakteur Ingo Notz.

Wie gut tut es, wenn man -Êwie vor wenigen Wochen -Êals Medienperson des Jahres im Sport für sein Lebenswerk mit dem Laureus-Medien-Preis ausgezeichnet wird? Was bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?Gäb: Ich mag den Begriff »Lebenswerk« nicht so gern. Ein Lebenswerk endet mit dem Tod eines Menschen, und wann der kommt, entscheidet ja nicht irgendeine irdische Jury. Was die Auszeichnungen angeht - sie sind nützlich, weil sie auf Dinge aufmerksam machen, die mir am Herzen liegen, beispielsweise auf die Stiftung Deutsche Sporthilfe und die Bedeutung von Fairplay, auf das Thema Organspende oder eben auf den besten Sport der Welt, Tischtennis...

Auf welche Ihrer Leistungen sind Sie besonders stolz?Gäb: Dass ich am 15. November 1994, vierzehn Tage nach meiner Lebertransplantation, 50 Meter in 20 Sekunden zurückgelegt habe.

Was war Ihr größter Sieg - als Aktiver, Funktionär, Wirtschaftsmanager und im Leben?Gäb: Auf den größten Sieg warte ich noch. Und was die bisherigen angeht, so standen ihnen meist auch Niederlagen gegenüber.

Was ist aus Ihrer Sicht bislang die denkwürdigste DM gewesen, bei der Sie dabei waren?Gäb: Na, ist doch klar, das war die deutsche Meisterschaft in Neumünster 1957, als ich - zum ersten Mal bei einer DM startend - mit Horst Langer vom TTV Metelen das Herrendoppel gewann, im Endspiel gegen den berühmten Conny Freundorfer.

Sie haben früher als Journalist gearbeitet. Welche Schlagzeile würden Sie gerne nach den deutschen Meisterschaften lesen - und welche nach der WM?Gäb: Nach den »Deutschen«: »Patrick Baum, Dimitrij Ovtcharov und Kristin Silbereisen auf dem Weg nach vorn«. Und nach der WM: »Chinas Cheftrainer: Wir hätten die Deutschen im Finale nicht unterschätzen sollen.

In Minden werden Sie auch für eines Ihrer Lebenswerke werben: Sportler für Organspende und KiO (Verein Kinderhilfe Organtransplantation). Wie können Sie mir die »Angst« nehmen, mich als Organspender zur Verfügung zu stellen?Gäb: Um welche Angst geht es denn? Dass Sie noch nicht tot sind, wenn Ihnen ein Organ entnommen wird? Da kann ich Sie beruhigen. Als Normalbürger kann Sie jeder Arzt an der Ecke für tot erklären. Wenn Sie aber Organspender sind und einen Ausweis bei sich führen, müssen zwei Ärzte in einem über 24 Stunden laufenden Prüfungsprozess getrennt voneinander mit schriftlichen Protokollen den Beweis führen, dass Ihre Hirnfunktionen endgültig erloschen sind, der Tod also unumkehrbar ist. Und der Gesetzgeber schreibt vor, dass diese beiden Ärzte wiederum unabhängig von den Transplantations-Teams arbeiten müssen.

Wenn Sie 100 Besucher der DM fragen, was sie von Organspende halten - die überwältigende Mehrheit wird es vermutlich befürworten, und eine deutliche Minderheit nur im Besitz eines Spenderausweises seinÉGäb: Ja, das müsste sich ändern, aber wer sich mit dem Thema Organspende beschäftigt, beschäftigt sich natürlich auch mit der Endlichkeit des eigenen Lebens, und das ist für viele Menschen schwer.

Artikel vom 04.03.2006