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Frau zwischen
zwei Männern

Heimkehrer-Drama mit Neubauer

ARD, 20.15 Uhr: Heimatfilme, komödiantische Romanzen: Die Bayerin Christine Neubauer schien lange festgelegt auf derlei Rollen.

Doch die 43-jährige Schauspielerin krempelt allmählich ihr Image um: Nach dem Remake des Klassikers »Die Geierwally« spielt sie nun im ARD-Drama »Die Frau des Heimkehrers« eine Mutter, die nach dem Zweiten Weltkrieg lange auf die Entlassung ihres Mannes aus Gefangenschaft warten muss.
Das Buch zum Film stammt aus der Feder des routinierten TV-Autors Felix Huby, der »ein Stück Autobiografie« in den 90-Minüter einbettete: »Je älter man wird, desto näher rückt einem die Vergangenheit«, sagt der 67-Jährige, der unter anderem viele Bienzle-»Tatorte« schrieb. »In gewisser Weise ist es für einen schon Geschichte - und doch ist gleich alles wieder da, bis in die Einzelheiten.« Erinnerungen an seinen eigenen Vater kommen hoch, auch an den Rivalen des »Heimkehrers«, der eine große Rolle spielt.
In dem Film muss Soldat Karlheinz Rombach (Timothy Peach) 1944 nach einem Fronturlaub zurück in den Krieg. Bevor er wieder an die Ostfront zieht, bittet er seinen Jugendfreund Sebastian (Marin Feifel), einen Kriegsinvaliden, sich um seine Frau Eva (Christine Neubauer) zu kümmern. Als Karlheinz kurz vor Kriegsende in russische Gefangenschaft gerät, erhält Eva keine Nachricht mehr von ihm. Der Mann gilt als vermisst. Und während ihre Hoffnung über die Jahre mehr und mehr schwindet, wird Eva von Freunden und Bekannten ermutigt, sich endlich einen anderen Mann zu nehmen.
Als Eva schließlich dem Werben Sebastians nachgibt, der sich stets aufopfernd um sie gekümmert hat, steht Karlheinz völlig unverhofft vor ihr. Christine Neubauer gesteht freimütig, dass sie selbst auf den Film »sehr emotional« reagiert habe, auch als sie ihn das zweite Mal gesehen habe.
Zuschauer brauchen zunächst ein wenig Geduld: Die Geschichte beginnt schleppend, gewinnt erst nach mehr als einer halben Stunde deutlich an Fahrt und emotionaler Dichte. Die Rivalität zwischen dem Heimkehrer und seinem alten Freund wird immer schärfer. Ein Happyend scheint kaum möglich. »Wir hätten gerne den Film dort enden lassen, wo die Frau zu ihrem Sohn sagt: Komm, wir haben schon andere Probleme gelöst«, sagt Huby. »Also ohne Happyend. Bei einem Kinofilm hätte ich sogar drauf gedrungen. Aber was machen? Es ist der ARD-Freitagabend - der verlangt Kompromisse.«
Kompromisse muss die ARD demnächst noch weitere eingehen. Neubauer, bislang fast immer aufs Erste fixiert, macht einen Seitensprung zum ZDF: Für den Mainzer Sender steht sie in einem Film vor der Kamera, der sich an Susanne Fröhlichs Buch »Moppel-Ich« anlehnt.

Artikel vom 03.03.2006