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Erste »Grande Dame«
des Fernsehens ist tot

»Ansagerin« Annette von Aretin wurde 85

Wurde stets gern gesehen: Annette von Aretin.

München (WB). Sie gehörte zu den »Fernsehfrauen der ersten Stunde«: Annette von Aretin, einst »Ansagerin« beim ARD-Programm des Bayerischen Rundfunks. Gestern verstarb die in Bamberg geborene Niederbayerin in München. Sie wurde 85 Jahre alt.
Von 1954 an kündigte »Putzi«, wie die gelernte Fotografin von ihren Freunden genannt wurde, von München aus Sendungen im Deutschen Fernsehen an, das damals aus einem einzigen Programm bestand. Ebenso beliebt war die »Grande Dame« des Bayerischen Rundfunks, die mit vollem Namen Marie Adelheid Kunigunde Felicitas Elisabeth Freiin von Aretin hieß, über 34 (!) Jahre als Mitglied des Rateteams in Robert Lembkes legendärer Unterhaltungssendung »Was bin ich?«: Da schaute seinerzeit die ganze Republik zu.
Feinsinnig, fröhlich und von vornehmer Erscheinung: In den 50er- und 60er-Jahren setzte »die Annett«, wie Lembke sie stets nannte, Trends in deutschen Wohnzimmern. 1947 hatte sie als freie Mitarbeiterin bei Radio München, dem BR-Vorläufer, begonnen. 1959 wurde sie Chefin des Besetzungsbüros im Bayerischen Rundfunk und kümmerte sich um die Auswahl der Schauspieler für in München produzierte Fernsehspiele. Unter anderen der spätere Volksschauspieler Gustl Bayrhammer wurde so von ihr »entdeckt«.
Eine zweite Karriere machte die Mutter eines Sohnes und einer Tochter als Buchautorin, etwa über den Englischen Garten sowie mit ihren Lebenserinnerungen »Alles blüht zu seiner Zeit« (1991). Zuletzt hatte sie still im Kreise von Familie und Freunden gelebt, in dem sie am 23. Mai 2005 auch den 85. Geburtstag feierte.

Artikel vom 03.03.2006