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Aus Wut Banken blockiert

62 Tür-Kartenleser zerstört - Mann legt Geständnis ab

Von Christian Althoff
Herford (WB). Aus Wut auf die Commerzbank hat ein 63 Jahre alter Mann in den vergangenen Wochen an den Zugangstüren zu Bankfilialen in Ostwestfalen-Lippe und Niedersachsen 62 Kartenlesegeräte zerstört. Freitag wurde er festgenommen.

Die Serie hatte am Samstag, dem 7. Januar, in Hannover begonnen. Nur Fünf Sekunden benötigte der Täter, um ein mit Sekundenkleber beschichtetes Pappstückchen in das Kartenlesegerät einer Filialtür zu schieben. Damit hatte er den Eingangsbereich, in dem sich EC-Automaten und Kontoauszugdrucker befanden, für das gesamte Wochenende blockiert und Kunden ausgeschlossen. Auch an den folgenden Wochenenden war der Täter unterwegs: »Montags bis freitags wäre die Blockade nämlich wirkungslos geblieben, weil die Türen dann ohnehin geöffnet sind«, sagte am Freitag Polizeisprecher Lothar Zierke aus Hannover.
Nachdem der 63-Jährige in 18 niedersächsischen Städten zum Teil wiederholt zugeschlagen hatte, dehnte er seinen Aktionsradius auf Nordrhein-Westfalen aus. Betroffen waren hier Commerzbankfilialen in Herford, Bad Oeynhausen, Bad Salzuflen, Detmold, Lemgo und Ibbenbüren. Die Kartenlesegeräte mussten jedes Mal ausgetauscht worden, der Schaden von jeweils 700 Euro hat sich inzwischen auf nahezu 45 000 Euro summiert.
Da sich die Sachbeschädigungen nur gegen die Commerzbank richtete, stellte die Polizei in mehreren Zweigstellen versteckt Kameras auf. So entstand im Februar ein Foto des Täters, das einen 50 bis 60 Jahre alten Mann mit weißen Haaren zeigt. Ein Ermittlungsrichter gab das Bild am Freitag für eine Öffentlichkeitsfahndung frei. Die Ehefrau eines Bankkaufmanns aus Hannover glaubte den Gesuchten auf dem Bild zu erkennen und zeigte es ihrem Mann. Zierke: »Das war ein Volltreffer. Kollegen nahmen den Tatverdächtigen am Freitag vor seiner Wohnung im Süden Hannovers fest. Er hat gar nicht erst versucht zu leugnen, sondern sofort ein Geständnis abgelegt«, erklärte der Polizeisprecher. Als Motiv gab der Mann an, durch das Geldinstitut mehrere Millionen Euro verloren zu haben. Zierke: »Ob das zutrifft, wissen wir nicht.«

Artikel vom 04.03.2006