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Mönchengladbach bedeutet für
»Kozze« mehr als nur Borussia

Abwehrspieler kehrt als Armine erstmals zum Ex-Klub zurück

Von Dirk Schuster (Text)
und Stefan Hörttrich (Fotos)
Bielefeld (WB). »An Mönchengladbach«, sagt Bernd Korzynietz, »hängen Erinnerungen«. Und zwar nicht nur an die Borussia. »Hier haben Stefanie und ich geheiratet, hier ist unser Sohn geboren. Dieser Stadt bin ich emotional eng verbunden.« Sonntag kehrt Korzynietz hierhin zurück, um mit Arminia Bielefeld drei Punkte abzuholen.

Sechs Jahre war der Abwehrspieler in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga für Borussia am Ball. Kein Wunder, dass »Kozze«, das ist sein Spitzname aus Gladbacher Zeit, sagt: »Borussia war keine Durchlaufstation. Ich verfolge das Geschehen dort aufmerksamer als das bei anderen Vereinen.«
Aber Borussia ist Vergangenheit und darum für Korzynietz zumindest für die nächsten 90 Minuten »ein Verein wie Hannover, Wolfsburg oder irgendein anderer in der Bundesliga«. Also kein besonderes Kribbeln beim Einlaufen in den Borussia-Park? Keine Gänsehaut, wenn's aus dem Borussia-Block ÝKozze, KozzeÜ schallt? »Doch, Sonntag wird sicher manches anders sein. Ich freue mich auf das Spiel«, sagt Korzynietz, auch weil er ahnt, dass ihn die Gladbach-Fans in guter Erinnerung haben.
Doch Korzynietz ist Profi, sein Arbeitgeber heißt jetzt Arminia. »Wir brauchen uns vor Mannschaften, die in der Tabelle über uns stehen, nicht zu verstecken. Und wir sind noch nicht am Limit. Vor der nächsten Saison werden wir sicher nicht als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt.«
Forsche Töne, dabei war der Anfang schwer. »Viele haben uns gefragt: Wie könnt ihr nur nach Bielefeld ziehen? Aber wir haben super Anschluss gefunden und sehr nette Nachbarn«, versichert Stefanie Korzynietz. Auch darum sagt ihr Mann: »Es war die richtige Entscheidung, hierher zu gehen.«
Für Bernd Korzynietz hieß es im Sommer: Weg vom ruhmreichen Mehrfachmeister, hin zum Rekordaufsteiger. »Hier habe ich alles, was ich brauche: eine tolle Frau, mein Kind, ein schönes Zuhause.« Der 26-Jährige ist ein Familienmensch. Die Familie Korzynietz, deren Mittelpunkt seit Januar vergangenen Jahres Sohn Jaden ist, hat sich ein Zuhause fernab vom Innenstadttrubel gesucht. »Wir wollten etwas Individuelles«, sagt der Fußballer und fühlt sich wohl in dem alten Bauernhaus am Rande der Stadt.
Einrichtung, Gestaltung - dafür hat Stefanie ein Händchen. Die 30 Jahre alte Wattenscheiderin hat eine Ausbildung zur Industriekauffrau hinter sich. »Bei Steilmann. Die Textilfirma, die bei der SG Wattenscheid dick im Geschäft war. Das war eine tolle Zeit, auch wegen der vielen Messen. Ich habe eine Menge über Design gelernt.« In Bochum hatte sie anschließend ihre eigene Modeboutique. Mittlerweile ist Sohn Jaden Stefanies Vollzeit-Job.
Die Geburt des Kindes, der Wechsel nach Bielefeld: »Ich habe einen Neuanfang gemacht«, sagt Bernd Korzynietz. Privat und beruflich. »Ich wollte zu einen Verein, der mir das Gefühl gibt, gebraucht zu werden.« Vom Fast-Nationalspieler zum Tribünenhocker - zuvor in Gladbach hatte er alle Höhen und Tiefen erlebt.
Bei Arminia war und ist »Kozze« kein Kandidat für die Tribüne. Nach Startschwierigkeiten fand er zu konstanter Form, zählt zu den DSC-Dauerbrennern. Er stand in allen 23 Liga-Spielen in der Startelf, ist auf seiner Position konkurrenzlos. Weil es für Korzynietz im DSC-Kader keine Alternative gibt, drängt sich die Frage auf, ob Konkurrenz ihn noch stärker machen würde. »Nein«, lautet seine Antwort. »Ich kann mich gut selbst motivieren. Doch ich weiß, dass jede Position doppelt besetzt sein sollte. Für mich wäre das kein Problem. Mittlerweile bin ich wieder so weit, dass ich sagen kann: Die können ruhig jemanden holen, ich werde mich durchsetzen.«

Artikel vom 04.03.2006