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OWL-Duo träumt von Medaillen

74. Deutsche Tischtennis-Meisterschaften

Von Ingo Notz
Minden/Lübbecke (WB). Eine Medaille wollen beide: nicht die einzige Gemeinsamkeit der ostwestfälischen Tischtennis-Stars Nadine Bollmeier und Jessica Göbel vor der heute beginnenden deutschen Meisterschaft. Gelingt es, wäre es zugleich eine Überraschung - und eine Genugtuung.

Beide sind gerade frisch aus der Nationalmannschaft geflogen - laut Neu-Bundestrainer Jörg Bitzigeio passen sie nicht ins System. Das System? Seit Herbst 2005 spielen wieder eingedeutschte Chinesen im Bundesadler-Trikot - und diesmal gleich zwei. Kein Platz mehr für die Eigengewächse? Während Nadine Bollmeier aus ihrer Enttäuschung über diese Ausbootung kein Hehl macht, aber auch nicht viel dazu sagen will, ist Jessica Göbel den direkten Weg gegangen.
Chef-Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig warf sie fehlendes Rückgrat vor und sprach das aus, was andere nur hinter vorgehaltener Hand kritisieren: »Mittlerweile muss man bei den Nominierungskriterien des DTTB ja mit allem rechnen. Da spielen ja andere Kriterien als Ergebnisse eine Rolle!« Nicht mit ihr: Während manche Kollegin auf eine Rückkehr hofft, hat Göbel ihre eigene Karriere im Nationaldress für beendet erklärt. Klarer Fall: Jessica ist geladen - im Idealfall entlädt sich der Frust in einer herausragenden Leistung in Minden. Leicht wird es nicht, die anvisierte Medaille zu holen: Im Achtelfinale würde bereits DTTB-Ranglistensiegerin Tanja Hain-Hofmann warten, im Viertelfinale Elke Wosik und im Halbfinale Wu Jiaduo. Im Doppel könnte es sogar zu einem Duell der beiden Ostwestfälinnen kommen.
Die Titelverteidigerinnen Bollmeier/Scheld sind nur an drei gesetzt und könnten im Halbfinale auf Jessica Göbel und Christina Fischer (Kroppach) treffen, wenn die zuvor das Nationalmannschaftsduo Silbereisen/Wosik schlagen sollten. Nadine Bollmeier tritt in Minden zum zweiten Mal als Titelverteidigerin im Doppel an. Ostwestfalen ist ein gutes Pflaster, denn ihren ersten Damen-Titel holten sich Bollmeier/Scheld 2003 in Bielefeld. Die Vorgabe für ihr Heimspiel in Minden ist dann auch klar: »Wir sind Titelverteidiger und da ist das Ziel natürlich, den Titel auch zu verteidigen!«
Wenn das auch schwer werden dürfte, eine Medaille könnte im Bereich des Möglichen liegen. Im Einzel ist das auch das Traumziel - allerdings seit Bekanntwerden der Auslosung fast illusorisch: Schon im Achtelfinale träfe Bollmeier mit Wu Jiaduo auf eine der absoluten Topfavoritinnen. Gegen die konnte die 24-jährige Sportstudentin bislang noch nie gewinnen. . . Aber wer weiß: »Vielleicht gelingt mir ja eine Überraschung!«
Auf eine solche spekulieren auch die beiden Herren aus Ostwestfalen im 48er-Feld, beide aus Bielefeld. Ara Karakulak muss erst in Runde drei eingreifen, während Thomas Brosig gleich in Runde eins einsteigt, aber auch lösbare Aufgaben vor sich hat. Die Spiele beginnen heute um 14 Uhr, Samstag und Sonntag um 10 Uhr.
www.ndm2006.de

Artikel vom 03.03.2006