03.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Gipfeltreffen der
Zweitliga-Giganten

Basketball: Paderborn vor dem Spiel des Jahres

Von Elmar Neumann
Paderborn (WB). Diese entspannt klingende Vorgabe von einem auf äußerste Disziplin bedachten Coach wie Doug Spradley spricht Bände. »Geht am Samstag einfach raus und habt Spaß«, sagt der Trainer von Zweitligaprimus Schröno Paderborn Baskets vor dem Topspiel gegen den Mitteldeutschen BC. Was Spradleys Wortwahl impliziert: Wenn im Duell der besten Teams der Liga jemand unter Druck steht, dann der MBC.

Nach 21 Spieltagen und vor dem Vergleich des gastgebenden Spitzenreiters mit den zweitplatzierten Weißenfelsern (morgen, 19.30 Uhr, Sportzentrum Maspernplatz) gestaltet sich die Lage der Liga nämlich wie folgt: Die Schröno Paderborn Baskets sammelten in 21 Spielen die optimale Ausbeute von 42:0 Punkten und liegen damit bereits sechs Zähler vor den samstäglichen Gästen. Entscheiden die Spradley-Schützlinge auch Saisonspiel Nummer 22 für sich, ist ihnen der Aufstieg in die Eliteliga nur noch in der Theorie zu nehmen. Zur Verdeutlichung: Die Schrönos gewannen die vergangenen 41 (!) Meisterschafts-Spiele in Folge und müssten von den verbleibenden acht Begegnungen gleich fünf verlieren, um den MBC doch noch vorbeiziehen zu lassen. Immer vorausgesetzt, die Mitteldeutschen verdienen sich im selben Zeitraum 16:0 Punkte.
So viel zur Theorie. Nicht nur Paderborns Präsident Udo Fölling indes ist ein Mann der Praxis und gibt sich unabhängig vom Ausgang des Gipfeltreffens optimistisch: »Selbst wenn wir gegen den MBC verlieren sollten, dürfte nicht mehr viel anbrennen. Dazu ist der Vorsprung eigentlich zu groß.« Zu groß ist allerdings auch der Ehrgeiz der Spieler um Kapitän Karsten Kemna, als dass man dem Verfolger einen derart prestigeträchtigen Auswärtssieg gönnte. »Es ist kein Endspiel, in dem man alles verspielen oder gewinnen kann, aber es sind 40 Minuten, in denen wir einen ganz großen Schritt in Richtung Aufstieg machen wollen«, sagt Marius Nolte.
Im Hinspiel hatten der Paderborner Center und dessen Teamkollegen mit dem finanzkräftigen Aufsteiger wider Erwarten wenig Probleme. Am achten Spieltag fügten die Baskets dem MBC mit dem 92:68 (36:31) die erste Niederlage zu. »Das war ein Spiel, in dem wir fast alles richtig gemacht haben. Aber ich bin mir sehr sicher, dass der MBC diese Schmach vergessen machen will«, rechnet Marius Nolte mit hoch motivierten Kontrahenten.
Heiß auf dieses Spiel sind aber nicht nur beide Mannschaften: Erstmals seit Jahren stellt die Stadt eine Zusatz-Tribüne auf. Udo Fölling rechnet mit etwa 2800 Zuschauern (am Samstag ab 18.30 Uhr gibt es noch 600 Restkarten), 150 werden sich aus Weißenfels auf den Weg machen. Dabei sprechen nicht nur Hinspiel und Saisonverlauf, sondern auch die personellen Voraussetzungen für die Gastgeber. Während Spradley gegen seinen Ex-Klub »lediglich« auf die beiden »üblichen Fehlenden« Jimmy James und Frieder Jacobsen verzichten muss, bangt sein Pendant Ami Tammivaara vor dem Topspiel um seinen Topscorer Gregory Burks, der sich im Training am Sprunggelenk verletzte.
Sorgen, mit denen sich die Schrönos nicht beschäftigen. Sie haben den MBC vor Augen, aber den 1. April im Kopf. Gewinnt Paderborn am Samstag und folgen drei weitere Siege (auch für den MBC), könnte am 26. Spieltag mit einem Erfolg in Göttingen der Aufstieg perfekt gemacht werden. Ausgerechnet dort, in der Halle des Felix-Klein-Gymnasiums, wo am 18. März 1994 Schröno-Vorgänger Forbo Paderborn mit einem Spieler namens Doug Spradley selbiges Kunststück gelang.

Artikel vom 03.03.2006