02.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Frühling hält noch Winterschlaf

Auch für die nächsten Tage sagen die Meteorologen Schnee voraus

Hamburg/Düsseldorf (dpa). Von wegen Frühling. Der Winter hat Deutschland weiter fest im Griff. Tief »Viktoria« erweist sich trotz des gestrigen meteorologischen Frühlingsanfangs als zäh und sorgt bis zum Wochenende weiterhin für kaltes Wetter.

Auch wenn der Frühling laut Kalender erst am 20. März anfängt. Die Wetterexperten rechnen die Jahreszeiten in vollen Monaten, deshalb endet der Winter für sie mit dem Februar. Der Meteorologen-Frühling umfasst schlicht die Monate März, April und Mai. Davon ist aber nichts zu spüren. »Auf jeden Fall bis zum Wochenende bleibt es unbeständig und auch kalt. Am Freitag und Samstag könnte zudem ein kräftiges Randtief im Süden für Neuschneenachschub sorgen«, sagt Meteorologe Roland Reiter vom Wetterdienst Meteomedia.
Während sich bei der Wetterlage die Wintersportler weiterhin im Harz und Sauerland austoben können, sorgen Schnee und Glatteis immer wieder für Behinderungen auf den Straßen. Allein bis gestern Mittag zählte das Lagezentrum im Düsseldorfer Innenministerium 565 Unfälle, bei denen 52 Menschen verletzt wurden, einige von ihnen schwer. Den Sachschaden bezifferte die Polizei auf mindestens 1,5 Millionen Euro. Besonders Steigungsstrecken erwiesen sich für zahlreiche Busse und Lastwagen als unüberwindlich. Selbst die Streu- und Räumdienste kamen - so im Kreis Mettmann - kaum noch durch.
In der Nähe des Eifelstädtchens Monschau verunglückte ein Sattelschlepper und verlor 800 Liter Diesel, nachdem er ins Schleudern geraten und in einen Graben gestürzt war. Während der Bergungsarbeiten blieb die Bundesstraße 258 komplett gesperrt.
Quer stehende Lastwagen und mehrere Unfälle sorgten für Sperrungen auf den Autobahnen A 4 zwischen Aachen und Köln sowie der A 44 zwischen Aachen und Düsseldorf. Starke Behinderungen und viele Unfälle wurden zudem aus Hessen und Niedersachsen gemeldet.
Für die Meteorologen sind winterliche Verhältnisse zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Im März »ist noch alles drin«. Eis und Schnee seien ebenso wie sommerlich warme Tage keine Seltenheit. Charakteristisch sind große Temperaturunterschiede von bis zu 20 Grad zwischen Tag und Nacht. Hauptgründe dafür sind die noch kalte Atmosphäre und die schon intensive Strahlung der Sonne.
Wie groß die Bandbreite des März-Wetters sein kann, schildern Meteorologen am Beispiel zweier Extreme: Im März 1987 regierte der Winter mit wochenlanger Kälte, am 11. rutschte die Nachttemperatur in Erfurt auf minus 16 Grad. Ganz anders 1989, als es am 28. März in Südwestdeutschland mit über 26 Grad schon sommerlich warm war.
Am 20. März um 19.26 Uhr überschreitet die Sonne den Himmelsäquator in nördlicher Richtung - der kalendarische Frühling beginnt. Tag und Nacht sind dann wieder gleich lang.
Die ländliche Bevölkerung früherer Zeiten kannte den Begriff Frühling (vom spätmittelhochdeutschen »vrüelinc«) überhaupt nicht. Für sie gab es nur eine fruchtbare und eine unfruchtbare Jahreszeit, Sommer und Winter. Ê

Artikel vom 02.03.2006