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»Ich wollte doch die Mutter
meiner Kinder nicht töten«

Versuchter Totschlag: Bielefelder (38) vor Landgericht

Bielefeld (hz). »Ich wollte doch die Mutter meiner Kinder nicht töten.« Mit diesen unter Tränen vorgetragenen Worten hat gestern der Gellershagener Felix M. (38) sein Geständnis vor der 10. Großen Strafkammer des Landgerichtes beendet.

Dort muss sich der Dachdecker und Vater von zwei Söhnen (zwei sowie fünf Jahre alt) wegen versuchten Totschlags an seiner Lebensgefährtin (27) verantworten. Staatsanwalt Klaus Metzler wirft dem spiel-, alkohol- und drogensüchtigen Angeklagten vor, sowohl im Spätsommer 2004 als auch am Abend des 8. Septembers vergangenen Jahres versucht zu haben, die junge Frau zu erwürgen. Tatort war in beiden Fällen die gemeinsame Wohnung in Gellershagen.
Felix M. legte gestern zu Prozessauftakt ein Geständnis ab. Zunächst berichtete der 38-Jährige von seiner schwierigen Kindheit in Bad Oeynhausen: Der Vater sei Alkoholiker gewesen und habe ihn und die drei Geschwister viel geschlagen. Nach wachsenden Problemen im Elternhaus und in der Schule landete der Angeklagte schließlich im Erziehungsheim. Den ersten Kontakt mit Alkohol hatte der heute 38-Jährige bereits als Kind, später griff er auch zu Haschisch und Kokain.
An das, was er im Spätsommer 2004 und Anfang September 2005 seiner Lebensgefährtin und der Mutter der zwei gemeinsamen Kinder angetan hatte, wollte sich Felix M. vor dem Landgericht nur noch in Teilen erinnern. Zwar räumte er die Taten ein, wusste aber wegen angeblicher alkohol- und drogenbedingter »Filmrisse« keine Details.
Die nannte dagegen das Opfer Daniela A. (Name geändert) gestern vor der 10. Großen Strafkammer. Bei der ersten Tat im August oder September 2004 - der genaue Tag steht nicht fest, weil die Frau zunächst auf eine Anzeige verzichtet hatte - war die 27-Jährige bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, mit dem Kopf gegen Wände und den Boden geschlagen worden. Daniela A., ihren jüngsten Sohn im Arm, flehte schließlich um ihr Leben, kam mit schwersten Verletzungen an Hals, Kopf und Nacken davon.
Das gleiche Schicksal erlitt die junge Frau bei der zweiten Tat ein Jahr später. Da versuchte Felix M., sie in ihrem Bett zu erwürgen. Doch die Schwester der 27-Jährigen und Nachbarn hatten die Schreie der Mutter gehört und sie in letzter Sekunde gerettet.
Motiv für die erste Tat war offenbar der ausufernde Streit zwischen dem Paar wegen der Spiel-, Drogen- und Alkoholsucht des Angeklagten. Als dann Daniela A. im August 2005 die Trennung vom 38-Jährigen einleitete, kam es zum zweiten Übergriff. Der Prozess wird in der nächsten Woche fortgesetzt.

Artikel vom 03.03.2006