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Minister bremst
EC-Missbrauch

Ingo Wolf startet heute Pilotprojekt

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Händler und Verbraucher sollen besser vor EC-Karten-Betrügern geschützt werden. NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) schaltet heute in Bielefeld die entsprechende Computeranwendung der Polizei frei.
Innenminister Ingo Wolf geht gegen Betrüger vor.

2004 waren allein in Ostwestfalen-Lippe 3681 Straftaten mit illegal erlangten Zahlungsmitteln begangen worden. Zumeist hatten die Täter EC-Karten gestohlen und diese im Lastschriftverfahren eingesetzt - sie brauchten in Einzelhandelsgeschäften also nur die Unterschrift des Karteninhabers zu fälschen. »Auf dem Schaden sind dann die Händler sitzengeblieben«, sagte gestern Jörg Beyer vom Einzelhandelsverband Ostwestfalen-Lippe, dem 2500 Unternehmer angehören.
Bereits 2003 hatten das Bielefelder Polizeipräsidium und der Einzelhandelsverband OWL eine Vorreiterrolle übernommen und das System »ISPE« (Infosystem Polizei-Einzelhandel) ins Leben gerufen. Zeigte jemand bei der Bielefelder Polizei den Diebstahl seiner Karte an, übermittelten die Beamten die Daten (Bankleitzahl und Kontonummer) an einen Computer des Einzelhandelsverbandes, der die Meldung wiederum an die Rechner der beteiligten Unternehmen (Kaufhof, Karstadt, Marktkauf, Edeka, Real etc.) weitergab. Deshalb konnten Karten, die in Bielefeld gestohlen worden waren, bei keinem der angeschlossenen Händler verwendet werden. Der Einzelhandelsverband schätzt, dass seinen Mitgliedern in Ostwestfalen-Lippe allein in den Jahren 2003 und 2004 ein Schaden von etwa 150 000 Euro erspart worden ist.
Trotz des Erfolgs hatte sich der damalige NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) geweigert, das System landesweit einzuführen. »Zu viel Arbeit für die Polizei«, befürchtete er. In der Praxis zeigte sich jedoch, dass das Eingeben der Daten nur wenig Zeit erforderte. Der neue Landesinnenminister hat deshalb entschieden, alle Polizeibehörden mit einer neuen Software auszustatten. Sie heißt »KUNO« (Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr unter Nutzung nicht polizeilicher Organisationseinheiten) und stellt die Verbindung zwischen den Polizeibehörden des Landes und einem Computer beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg her. Dieser Rechner wird das Herz des bundesweiten KUNO-Systems sein und die Daten verschlüsselt an das Euro-Handels-Institut (EHI) in Köln verterleiten, das wiederum bundesweit den Handel informiert. Nach dem Startschuss heute in Bielefeld sollen alle 50 NRW-Polizeibehörden bis zur Fußball-WM für den Kampf gegen EC-Karten-Betrüger gerüstet sein.

Artikel vom 02.03.2006