02.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Peter-Lacke färben die Welt

Familienunternehmen in Hiddenhausen feiert 100. Geburtstag

Von Bernhard Hertlein
Hiddenhausen (WB). Vom Malergeschäft zum kleinen Global Player: Das Familienunternehmen Peter-Lacke im Hiddenhausener Ortsteil Schweicheln feiert 100. Geburtstag. Zu seinen Kunden gehören heute große Konzerne wie VW, GM, Proton, Sony, Philips, Electrolux, SH, Emsa, Ikea, CoR, Miele, Siematic und Poggenpohl.

Peter-Lacke finden sich beispielsweise auf den Zierblenden der Autoräder, auf Motorabdeckungen, Skibindungen, Fernsehgeräten, Haustüren, Fenstern, Möbelfronten, Kosmetikfläschchen, Waschmaschinenblenden, Warmhaltekannen, Staubsaugern, Sargdeckeln und Gartenstühlen. 75 der 185 Mitarbeiter arbeiten an Standorten außerhalb Deutschlands. Am Gesamtumsatz hat das Ausland einen Anteil von 60 Prozent -Êmit steigender Tendenz.
Wie anders war das 1906, als sich Ernst und Sohn Wilhelm Peter in Herford selbstständig machten. Neben dem normalen Handwerk spezialisierten sie sich zunehmend auf das damals übliche Bemalen von Möbeln. Die Maler produzierten und mischten die Farben. Beliebt waren Imitationen wie Eiche, Ahorn oder Mahagoni. Bald verkaufte Peter seine Farben auch an die Konkurrenz.
Dort, wo Peter-Lacke den Anfang nahm, steht heute das Herforder Rathaus. Die Firma aber zog in den 50-er Jahren in den Hiddenhausener Ortsteil Schweicheln in ein entstehendes neues Gewerbegebiet. Weil der Regierungspräsident seine Zustimmung zur Ausweitung verweigerte, ist Peter-Lacke der einzige Betrieb in diesem Gewerbegebiet geblieben.
Nachdem in der dritten Generation mit Henner Peter und Schwager Joachim Siller zwei Gesellschafter die Geschäfte leiteten, konzentriert sich in der vierten alles auf den Alleingesellschafter: Andreas Peter kaufte beim Eintritt 1978 mit Existenzgründungskredit die Anteile des Onkels. Zuvor hat er in Hamburg Betriebswirtschaft studiert und sich in Stuttgart zum Lack- und Kunststofftechniker ausbilden lassen.
100 Jahre Peter-Lacke spiegeln auch 100 Jahre Farbengeschichte. Schnell trocknende Nitrolacke veränderten etwa die Möbelherstellung. Über Kunstharz- und Zwei-Komponenten-Lacke kam es Anfang der 70-er Jahre zur Entwicklung spezieller Kunststofflacke für die neuen Spritzgussteile und Schäume. Während die Maschinenlacke 1987 aufgegeben wurden, entwickelten sich die Kunststofflacke zur tragenden Säule des Unternehmens. Fast ein Drittel der Farben geht aber auch weiterhin an die Holzindustrie.
Als Zulieferer für den VW-Santana kamen die Ostwestfalen Anfang der neunziger Jahre nach China. Heute ist Schanghai der zweitgrößte Standort. Weitere Werke in der Türkei, Mexiko sowie China und Thailand sind in Planung. Diese Zweigwerke sind Andreas Peter zufolge wichtig, um die Nachfrage vor Ort schnell mit kleinen Mengen und neuen Farbtönen bedienen zu können.
Zugleich investiert Peter-Lacke aber auch am Stammsitz unter anderem in eine neue Bereitstellungshalle und Tankanlage. Auch ein neues Labor und Bürogebäude ist in den nächsten Jahren geplant. Obwohl es schwer sei, die Umsätze in Deutschland zu halten, wenn die Kunden der niedrigen Produktionskosten wegen nach Asien gehen, sagt Peter: »Deutschland wird immer der zentrale Marketing- und Entwicklungsstandort der Gruppe sowie die Hauptproduktionsstätte für Europa bleiben.«

Artikel vom 02.03.2006