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Leipzig gibt kleinen Verlagen ein Schaufenster

Buchmesse begrüßt 2150 Aussteller aus 33 Ländern - junge Schriftsteller prägen Programm

Berlin (dpa). Die Leipziger Buchmesse bleibt auf Wachstumskurs: Zum »Bücherfrühling« in den Leipziger Messehallen (16. bis 19. März) werden 2150 Aussteller aus 33 Ländern erwartet.

»Vor allem bei kleinen Verlagen haben wir die Werbetrommel gerührt, und das hat sich gelohnt«, sagte Buchmessedirektor Oliver Zille bei der Vorstellung des Programms in Berlin. Auch das begleitende Literaturfestival »Leipzig liest« ist mit 1800 Veranstaltungen, 1500 Akteuren und 250 Spielstätten so umfangreich wie nie zuvor.
Den Schwerpunkt legt die Buchmesse, die im vergangenen Jahr 108 000 Besucher anlockte, nach den Worten Zilles weiterhin auf junge deutschsprachige sowie mittel- und osteuropäische Literatur. Auch die Position als größtes Forum für Hörbücher im deutschsprachigen Raum und die Präsentation von Kinder- und Jugendliteratur einschließlich Comics sollen weiter ausgebaut werden. Mit von der Partie ist die ARD mit ihrer »6. Hörbuchnacht«, in der sich sämtliche ARD-Anstalten gemeinsam präsentieren.
Die zweite »Lange Leipziger Lesenacht« ist in diesem Jahr 40 jungen deutschsprachigen Autoren zumeist kleiner Verlage vorbehalten, unter ihnen Juli Zeh, Clemens Meyer, Leonie Swann und Reinald Grebe. Aus Berlin schickt das Literarische Colloquium (LCB) erstmals die Stipendiaten seiner »Autorenwerkstatt Prosa« nach Leipzig, wo die zehn Autoren ihre neuen Texte vorstellen. Neu im Programm ist auch eine »Leseinsel junger Verlage«.
Das traditionelle Autorenspecial ist diesmal der »Situation der EU an ihren inneren und äußeren Grenzen« gewidmet. Sieben Autoren aus sieben Ländern werden in Essays ihre Sicht der Dinge darlegen.
Die Leipziger Buchmesse arbeitet seit zwei Jahren Kosten deckend. Den Grund für ihren Aufschwung sieht Zille in einer anhaltenden Konzentration des Buchhandels. Bücher vieler kleiner Verlage seien in Großhandel und Läden nicht mehr zu finden. Die kleinen Verleger - es gab in den letzten Jahren einen Gründerboom - suchten deshalb nach neuen Möglichkeiten der Präsentation. Davon profitiere Leipzig. »Wir haben unser Profil an den kleinen Verlagen ausgerichtet«, sagte Zille.
Eine von Gleichaltrigen erstellte Bestseller-Liste von Kinder- und Jugendbüchern soll künftig Teenager in ganz Deutschland zum Lesen motivieren. »Es geht darum, Empfehlungen auszusprechen und von Jugendlichen für Jugendliche auszuwählen, was sich zu lesen lohnt«, sagte die Direktorin der Leipziger Stadtbibliothek, Petra Brinkmann. Erstmals sollen von der Jury favorisierte Buchtitel am 17. März unter dem Titel »Was ist wirklich hip?« zur Leipziger Buchmesse vorgestellt werden. Die Jury besteht aus 19 Schülern der Klassen 8 bis 11.
Die laut Brinkmann bundesweit erste Jugend-Literatur-Jury in Leipzig will jährlich ihre literarischen Highlights aus den Neuerscheinungen des Vorjahres auswählen. Es werde zu selten gefragt, wie Bücher bei der Zielgruppe selbst ankommen, sagte Brinkmann.

Artikel vom 02.03.2006