02.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Deutsche greifen
nach dem »Oscar«

»Sophie Scholl« mit guten Chancen

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). 5800 Stimmzettel entscheiden, ob deutsche Schauspieler und Produzenten Montag Nacht einen »Oscar« bekommen. Seit gestern werden die Kreuzchen der Mitglieder der Filmakademie in Los Angeles ausgezählt.
Julia Jentsch verkörperte Sophie Scholl. Foto: dpa

Deutschland hat so viele Eisen im Feuer wie noch nie. Chancen auf den »besten ausländischen Film« besitzt »Sophie Scholl: Die letzten Tage« über die NS-Widerstandsbewegung Weiße Rose. Während es sich hierbei um eine rein deutsche Produktion handelt, spielen bei der europäischen Gemeinschaftsarbeit »Merry Christmas« über die Verbrüderung deutscher und französischer Soldaten im Ersten Weltkrieg Benno Fürmann, Diane Kruger und Daniel Brühl mit. Produziert hat den Film mit Benjamin Herrmann ebenfalls ein Deutscher. Seine Kollegen Gerhard Meixner und Roman Paul erstellten den palästinensischen Beitrag »Paradise Now« über Selbstmordattentäter. In der Kategorie »bester Kurzfilm« mischt »Ausreißer« von Ulrike Grote mit.
»Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Auslandsoscar gewinnen, ist sehr hoch«, sagte der Geschäftsführer des Verbandes der Filmverleiher, Johannes Klingsporn, gestern dieser Zeitung. Zwei Punkte stimmen ihn zuversichtlich: Zum einen sind mit »Don't Tell« (Italien) und »Tsotsi« (Südafrika) nur noch zwei weitere Konkurrenten nominiert, und zum anderen würden deutsche Filme im Ausland geschätzt. Nachdem Hollywood zuletzt mit »Herr der Ringe« dem Massengeschmack gehuldigt habe, würden diesmal eher »künstlerisch anspruchsvolle Produktionen« prämiert, glaubt Klingsporn. Gerade der europäische Film zeiche sich dadurch aus, »dass er faszinierende nationale Geschichten« erzähle.
»Sophie Scholl kann's machen«, glaubt Rüdiger Koschnitzki vom Deutschen Filminstitut in Frankfurt. Deutsche Geschichte fasziniere Hollywood. Vor 15 Jahren sei das noch anders gewesen. Koschnitzki: »Damals wurde ÝHitlerjunge SalomonÜ von Axel Brauner gar nicht erst angenommen.«

Artikel vom 02.03.2006