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»Politik kann
Abgrabungen
nicht regeln«

Georg Fortmeier zum Sennesee

Brackwede (ho). Noch im März will die Bielefelder Bäder- und Freizeiteinrichtungen GmbH (BBF) eine Machbarkeitsstudie in Sachen »Sennesee« vorlegen und ins Gespräch gebrachte Standorte auf deren Tauglichkeit abklopfen. Kaum Chancen für die Politik, einzugreifen oder gar zu gestalten, sieht Georg Fortmeier (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung im Rat der Stadt Bielefeld.
Bei der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins Brackwede-Mitte erläuterte der Kommunalpolitiker die Möglichkeiten von Abgrabungen und die Erwartungen an einen attraktiven See. Für die geplante Autobahn A 33 und die Ortsumgehung B 61 neu in Ummeln würden etwa 2,5 Millionen Kubikmeter Füllmaterial - »nicht nur Sand, der würde wegfließen« - für Aufschüttungen benötigt. Woher das Baumaterial komme, darauf habe die Stadt keinen Einfluss. »Das ist allein Sache des Landesbetriebs Straßen NRW. Das Projekt wird europaweit ausgeschrieben.«
Möglicherweise beschäftigten Bauunternehmen, die den Zuschlag erhalten, Subunternehmen aus der Region, und dann sei vielleicht der eine oder andere Abgrabungsort interessant. »Wobei Bielefeld nur bis zu einer Abgrabungsgröße von zehn Hektar entscheiden könnte. Alles, was darüber hinaus gehe, fällt in die Kompetenz der Bezirksregierung.« Zwar gebe es Interessenten, die Sandabgrabungen gern auf ihren Grundstücken realisiert sähen (Nähe Campingplatz Osnabrücker Straße, im Bereich des Autobahnkreuzes und in Dalbke). »Doch wir müssen uns davor hüten, dass verschiedene Wasserlöcher entstehen wie im Raum Paderborn. Die kann man für Freizeitaktivitäten nicht nutzen.« Die Vorstellungen seiner Partei gingen dahin, eine etwa 30 Hektar große Wasserfläche zu schaffen. »Das lässt sich im Bereich des Autobahnkreuzes realisieren. Dort gibt es auch Landwirte, die bereit sind, Abgrabungen zuzulassen«, sagte Georg Fortmeier. So wünschenswert eine größere Wasserfläche im Süden auch sei, angesichts der prekären Finanzsituation der Stadt blieben viele Fragezeichen. Denn Kosten kämen auch auf die Stadt zu, etwa für die Schaffung einer Infrastruktur.
Bei ganz anderen Themen - Neumarkt/Bahnhofstraße und »wie viel Einkaufsflächen braucht die Stadt und damit verbundene Auswirkungen auf die Nebenzentren« - sei die Politik zum Ausgleich verschiedener Interessen aufgerufen, erklärte Ortsvereinsvorsitzender Hans-Werner Plaßmann. »Als große Chance, die wir ergreifen müssen«, wertete Georg Fortmeier die Absicht des Investors, der das Amerika-Haus, das alte Postgebäude und die dazwischen liegenden Teilflächen erworben hat, attraktive Gewerbeflächen zu schaffen.
Vorstellbar seien etwa eine Frische-Markthalle (»Der jetzige Wochenmarkt auf dem Kesselbrink ist wahrlich keine Attraktion«) und Einzelhandelsgeschäfte mit einem speziellen Angebot. Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe, der auch der Einzelhandelsverband angehöre, solle jetzt Vorschläge erarbeiten, die in der Sitzung des Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses im Juni vorgelegt würden. Fortmeier: »Diese Brache mitten in der Großstadt muss endlich mit Leben erfüllt werden.«

Artikel vom 03.03.2006