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HSV »ohrfeigt«
den FC Bayern

Kahn-Kritik am Tabellenführer

München (dpa). Das Ende der Siegesserie rief bei Bayern München keine Zweifel am Gewinn der 20. deutschen Fußball-Meisterschaft hervor, doch Kapitän Oliver Kahn ärgerte sich mächtig über das Wecksignal zum falschen Zeitpunkt.
»So eine deutsche Meisterschaft ist ein Marathon vom ersten bis zum letzten Spieltag. Da muss ich auch mal taktisch überlegen. So ein Tor ist ein Witz«, kritisierte der Bayern-Torhüter seine Vorderleute nach dem 2:1-Siegtreffer für den Hamburger SV. »Wir waren mit dem 1:1 nicht zufrieden und dann bekommen wir eben die Ohrfeige.« Die erste Niederlage in der Allianz Arena nach elf Bundesliga-Siegen durch einen Last-Minute-Treffer rüttelte die Münchner zwar wach, vier Tage vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League beim AC Mailand war die Heimpleite aber schlecht für das Selbstvertrauen.
Während die Münchner mit den Gedanken längst beim Spiel am Mittwoch weilten, genossen die Hamburger den Moment. Erstmals seit 24 Jahren gewannen sie in München, wahrten eine Titel-Mini-Chance und tanzten vor ihrer Fankurve eine neue Auflage des HSV-Balletts. »Wir haben gezeigt, dass wir in Spitzenspielen auch Spitzenleistungen abliefern können«, sagte Trainer Thomas Doll.
Der Hallo-Wach-Effekt durch den HSV soll den Münchnern nun in Italien weiterhelfen. »Vielleicht macht uns diese Niederlage aggressiv und verleitet uns zu einer Reaktion, durch die wir dort ein Riesenspiel machen«, sagte Kahn, der vom Weiterkommen überzeugt ist. Doch Fehler wie gegen die Hanseaten würden gegen Mailand das sichere Aus bedeuten: Beim 0:1 durch Guy Demel (16.) spekulierte Kahn falsch, beim 1:2 durch Nigel de Jong (89.) schlief gleich die komplette Hintermannschaft. »Kein Mensch war mehr hinten außer dem kleinen Philipp Lahm«, meckerte Kahn.
In der ruppigen Partie fehlte nach dem 1:1 durch Mehmet Scholl (83.) zudem ein Führungsspieler, der das Team auf Kurs hielt. »Nach dem Ausgleich hat uns die Kühle gefehlt, das Ergebnis zu akzeptieren«, sagte Trainer Felix Magath, der das Mailand-Spiel im Hinterkopf ebenso als Entschuldigung anführte wie die katastrophalen Platzverhältnisse. Dass es aber auch auf diesem Boden ging, bewies Scholl. »Er hat gezeigt, dass man auch auf diesem Boden Fußball spielen kann«, gestand Magath ein. Scholl war für den verletzten Iraner Ali Karimi eingewechselt worden, der wegen eines Syndesmosebandrisses sechs bis sieben Wochen pausieren muss.

Artikel vom 06.03.2006