06.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Götz darf noch bleiben

Podolski schießt Hertha BSC noch tiefer in die Krise

Berlin (dpa). Der Befreiungsschlag von Lukas Podolski traf Hertha-Trainer Falko Götz wie ein Hammer. Nach dem demoralisierenden 2:4 der Berliner gegen Köln, an dem FC-Nationalstürmer »Poldi« den größten Anteil hatte, durfte der 43-jährige Fußball-Lehrer gestern zunächst aber weiter das Training des Berliner Clubs leiten.
Ob er auch im nächsten Bundesliga-Spiel am Samstag bei Werder Bremen noch als Verantwortlicher auf der Bank sitzen wird, bleibt jedoch unklar. »Ich werde genau da keine Antwort geben«, sagte Manager Dieter Hoeneß 20 Stunden nach der erneuten Pleite in der Bundesliga und dem Abrutschen auf Tabellenplatz neun.
Hoeneß kündigte für die kommenden Tage intensive Krisensitzungen der Leitungsgremien an, in der weitgehende Zukunfts- und Personalentscheidungen getroffen werden sollen. »Danach werden wir klarer Auskunft geben«, sagte der Manager. Der Trainer war sichtlich gezeichnet: Seit November krankt Hertha, dem Aus im DFB-Pokal gegen St. Pauli und dem K.o. im UEFA-Cup gegen Bukarest folgte nun gegen den Bundesliga-Letzten das 13. sieglose Pflichtspiel in Folge.
Am Tag danach gab sich Götz wieder kämpferisch, arbeitete in einer mehr als einstündigen Krisensitzung zusammen mit dem Team, aber ohne Manager die sportliche Situation auf. »Ich fühle mich nicht in der Warteschleife. Ich werde mich auf das Spiel gegen Bremen genauso vorbereiten wie auf jedes andere Spiel«, erklärte der Trainer auf Abruf.
Niemand konnte dem Berliner Team vorwerfen, nicht gekämpft zu haben. Doch das Gebilde Hertha BSC funktioniert nach dem besten Saisonstart aller Zeiten nicht mehr. Hierarchie und Mischung im Team sind kontraproduktiv, dann kommt in einer solchen Situation noch Pech hinzu. Kevin Boateng scheiterte mit zwei Gewaltschüssen am Pfosten des Kölner Tores, dazu versiebten die Berliner vor der Pause zahlreiche Chancen. »Da haben wir auch das Glück beansprucht«, gestand Hanspeter Latour nach seinem ersten Sieg als FC-Coach. Podolski mit zwei Toren (53./75.), Marko Streller (54.) und Matthias Scherz (87.) beendeten die schwarze Serie von 18 Partien ohne Sieg. Hertha konnte nur zwei Treffer von Marco Pantelic (56./83.) dagegen setzen.
Hauptverantwortlich für den Kölner Sieg war Podolski. In Berlin blitzten wieder jene Unbekümmertheit und jener Tordrang auf, die ihn im vergangenen Sommer beim Confederations Cup zu Deutschlands WM-Hoffnung Nummer eins gemacht hatten. »Heute hat Lukas Podolski der Mannschaft geholfen«, betonte Kölns Trainer Latour, der sich einer Kuss-Attacke von »Prinz Poldi« erwehren musste. »Er konnte ja nicht jeden Fan und jedes Mitglied des 1. FC Köln umarmen«, beschrieb der Trainer die Szene lächelnd und hofft nun, dass gegen den 1. FC Nürnberg der nächste Erfolg kommt.

Artikel vom 06.03.2006