07.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ist Obst tatsächlich gesund? Nur noch zehn Prozent der Äpfel sind rückstandsfrei. Foto: Globuspress

War früher etwa alles besser?

Pestizidbelastungen bei Obst und was man dagegen tun kann - hilfreiche Tipps

Obst ist gesund - am besten zwei Portionen täglich empfehlen Ernährungsexperten. Doch vielen Verbrauchern vergeht der Appetit, wenn hohe Pestizidbelastungen bei Trauben, Beeren und Co. gemeldet werden. Die Verunsicherung ist groß. Was bedeuten Höchstmengen und deren Überschreitung?
Das SGS Institut Fresenius, Taunusstein, informiert über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und gibt Verbrauchertipps:
Der deutsche Obstkorb präsentiert sich längst international. Kiwi aus Neuseeland, Erdbeeren aus Marokko, Bananen aus Costa Rica - aus allen Winkeln der Welt wird Obst geliefert. Die meisten Zitrusfrüchte kommen aus Spanien. Bei Äpfeln führt Italien die Hitliste an vor Holland, Frankreich und Übersee. Führender Traubenlieferant ist Italien, gefolgt von Griechenland, Südafrika und Chile.
Deutschland zählt zu den wichtigsten Importländern für Frischobst in Europa. Doch wie steht es mit der Qualität? Wird in anderen Ländern mehr gespritzt? Heimische Erdbeeren sind tatsächlich weniger belastet. Bei Trauben sieht es dagegen anders aus: Importware aus der südlichen Halbkugel weist weniger Rückstände auf als Trauben aus der nördlichen Halbkugel.
Was Verbraucher wissen müssen: Gleich aus welchen Ländern - in den allermeisten Früchten aus konventionellem Anbau lassen sich Rückstände von Pflanzenschutzmitteln feststellen. Häufig finden sich in ein- und derselben Stichprobe sogar Rückstände mehrerer Pestizide: So sind nur noch zehn Prozent der Äpfel rückstandsfrei. Rückstände von mehr als einem Pflanzenschutzmittel entdeckten die Kontrolleure in mehr als 60 Prozent der Apfelproben.
War früher alles besser? Dass Lebensmittelchemiker heutzutage häufiger fündig werden, liegt an den neuen, immer empfindlicheren Nachweismethoden. Mit ihnen lassen sich Pflanzenschutzmittel heute in winzigsten Spuren nachweisen.
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln dürfen die Gesundheit nicht beeinträchtigen. Deshalb dürfen nur so viel Pflanzenschutzmittel gespritzt werden, wie notwendig und sinnvoll. Außerdem darf Obst nicht mehr Pestizide enthalten, als ein Verbraucher täglich und lebenslang ohne erkennbares Risiko für die Gesundheit aufnehmen könnte. Bei giftigen Substanzen in Pflanzenschutzmitteln prüfen die Kontrolleure zudem, ob die über die Nahrung innerhalb eines Tages aufgenommene Menge ein erkennbares Risiko für den Verbraucher darstellt.
Das Überschreiten der Grenzwerte ist kein Hinweis für eine Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit. Dennoch gilt: Ein Lebensmittel mit Rückständen über der gesetzlich festgesetzten Höchstmenge wird beanstandet und darf nicht in den Handel gelangen.
Um gesundes Obst gesund zu genießen, können Verbraucher selbst etwas tun. Die Analyse-Experten vom SGS Institut Fresenius raten:
Auch wenn die schönen, roten Früchte noch so locken: Erdbeeren in der Saison kaufen. Denn Früh-Erdbeeren enthalten deutlich höhere Rückstände.
Waschen und Schälen sind die halbe Miete. Diese einfachen Maßnahmen können Rückstände wesentlich verringern. Obst generell gründlich mit lauwarmem Wasser waschen. Bei Früchten mit fester Schale sitzen die meisten Rückstände direkt an der Oberfläche. Daher die Früchte falls möglich schälen oder zumindest trockenreiben. Weiche Früchte wie Trauben und Beeren nach dem Waschen gut abtropfen lassen.
Nach dem Schälen von Zitrusfrüchten oder von weichen Früchten, wie Pfirsichen, heißt die Devise: Hände waschen und erst dann das Obst essen. So kommen keine Wirkstoffe von den Händen auf das Fruchtfleisch.
Auch das hilft Rückstände zu vermeiden: Vor dem Saftpressen Zitrusfrüchte grundsätzlich lauwarm waschen und abreiben.
Bioprodukte sind erheblich rückstandsärmer: Bei Ökoware beträgt die Pestizidmenge im Schnitt 0,002 mg pro Kilogramm, bei konventioneller Anbauweise 0,3 mg pro Kilogramm.

Artikel vom 07.04.2006