01.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Anklage gegen
vier Müllwerker

Unbenutzte Handykarten gestohlen

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Drei Jahre, nachdem Mitarbeiter der Müllverbrennungsanlage (MVA) Bielefeld unbenutzte Handykarten aus dem Abfall gefischt hatten, müssen sich jetzt vier Beschuldigte vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat sie wegen gemeinschaftlichen Diebstahls angeklagt.
360 000 Tonnen Abfall werden jährlich in der MVA verbrannt. Foto: Borgmeier

T-Mobile hatte damals bei einer Bielefelder Druckerei die Herstellung sogenannter Prepaid-Karten mit Weihnachtsmotiven in Auftrag gegeben. Bei 130 000 Karten, die über ein Telefonguthaben von 15, 30 und 50 Euro verfügten, war es zu Fehldrucken gekommen. Dieser »Abfall im Millionenwert«, wie ihn damals der Druckereichef bezeichnnet hatte, war von Mitarbeitern der Druckerei in die MVA gebracht worden. Sie waren vor Ort geblieben, bis die 85 Kartons mit den 130 000 Handykarten in einem zehn Meter tiefen Müllverbrennungsschacht verschwunden waren. Die Druckerei glaubte die Fehldrucke vernichtet und verwendete deshalb die aufgedruckten Geheimzahlen ein zweites Mal. Als Handynutzer wenig später ihre legal erworbenen Karten nicht aktivieren konnten, weil die Geheimnummern schon von Nutzern der angeblich verbrannten Karten aktiviert worden waren, flog der Diebstahl auf. Müllwerker der MVA hatten die Kartons mit einem Kran wieder aus dem Schacht geholt und damit auch gegen die betriebsinterne Vorschrift verstoßen, sich keinen Abfall anzueignen.
Wie Bielefelds Amtsgerichtsdirektor Hans-Jürgen Donath gestern sagte, müssen sich am 30. März vier Mitarbeiter der MVA vor einem Strafrichter verantworten - ein 42-Jähriger aus Hameln, ein 42-Jähriger aus Vlotho, ein 36-Jähriger aus Bad Oeynhausen und ein 45-Jähriger aus Porta Westfalica. Die vier Angeklagten sollen jeweils zwischen 160 und 220 Handykarten an sich genommen haben, insgesamt 760 Stück. Der Schaden, den die Staatsanwaltschaft nachweisen konnte, soll jeweils nur bei etwa 300 Euro liegen.
Die Verfahren gegen drei andere Verdächtige sind abgetrennt worden, in drei weiteren Fällen wurden die Ermittlungen inzwischen eingestellt.

Artikel vom 01.03.2006