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Der Weg zum Doktor kann lang sein

Von Laura-Lena Förster
Nach der Uni ist vor der Uni: Wer eine wissenschaftliche Laufbahn anstrebt, kommt um einen Doktortitel nicht herum. Auch in andern Branchen kann eine Promotion die Berufsaussichten verbessern. Was auch immer der Grund ist: Der Weg zum Dr. phil., Dr. med. oder Dr. jur. kann lang sein - je nach Fachgebiet, Fleiß und nicht zuletzt der Finanzierung. Welche Promotionsmöglichkeiten es gibt, hat Scheinfrei von Prof. Dr. Martin Egelhaaf, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, erfahren.

»Der Haken an der Sache ist immer: Wovon lebe ich in der Zeit?«, sagt Prof. Dr. Martin Egelhaaf. »Promovieren ist nämlich eine Vollzeitbeschäftigung.« Meist bringt sie kein Geld, sondern kostet nur: Computer, Reisen, Tagungsteilnahmen, Fachliteratur und Verbrauchsmaterial schlagen schnell mit einigen tausend Euro zu Buche. Man kann - wie auch im Studium - jobben oder »richtig« arbeiten. Man kann sich an der Hochschule als wissenschaftlicher Mitarbeiter bewerben. Oder man kann sich um ein Stipendium bemühen.
l Berufsbegleitende Promotion: Wer neben seinem Beruf promoviert, den plagen meist keine finanziellen Sorgen, sondern die Schwierigkeit, beides unter einen Hut zu bringen. Zeit und Energie müssen investiert werden, um mit dem Wissenschaftsbetrieb vernetzt zu bleiben, zumal keine Betreuungsstrukturen wie in Graduiertenkollegs und Graduate Schools vorgeben sind.
»Die berufsbegleitende Promotion ist der traditionelle Weg«, weiß Prof. Dr. Martin Egelhaaf. »Man sucht sich ein Thema oder bekommt es, wie in den Naturwissenschaften, gestellt, findet dazu einen Betreuer, der fachlich und persönlich passt, und macht sich an die Arbeit.«
l Beschäftigung an der Hochschule: Aus ihrem Haushalt bezahlt die Uni so genannte Promotions- oder Qualifikationsstellen, meist befristet auf die Dauer von zwei bis drei Jahren. Sie sind an einen Lehrstuhl oder ein Forschungsprojekt gebunden und beanspruchen die Doktoranden auf verschiedene Art und Weise.
An einem Lehrstuhl lernen die Nachwuchswissenschaftler die vielfältigen Aufgaben einer Professur kennen, das heißt sie lehren, betreuen Studenten und arbeiten in der universitären Selbstverwaltung mit. Ein Teil der Arbeitszeit steht in der Regel für die Anfertigung der Dissertation zur Verfügung. Manchmal werden aber auch halbe Stellen mit der Begründung vergeben, dass die übrige Zeit der eigenen Qualifizierungsarbeit diene.
Als Projektmitarbeiter sind Promovierende in größere Forschungsvorhaben eingebunden. Darüber hinaus müssen sie nur selten Aufgaben übernehmen. Termindruck im Projekt kann aber dazu führen, dass Zeit für das eigene Vorhaben fehlt. Nicht selten müssen deshalb Projektthema und Dissertation inhaltlich in Einklang gebracht werden.
l Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): In Gradu- iertenkollegs erforschen die Nachwuchswissenschaftler ein - in der Regel - interdisziplinäres Thema und arbeiten nebenher an ihrer Promotion. Diese sollte zum Forschungsprogramm des Kollegs passen, aber selbstständig angefertigt werden. Die anderen Hochschullehrenden stehen jedoch über die gesamte Laufzeit des Stipendiums, also maximal drei Jahre, mit Rat und Tat zur Seite. Sie bieten thematische und auf Methoden angelegte Seminare, veranstalten Kolloquien und laden Gastwissenschaftler aus dem In- und Ausland zu Vorträgen ein. »Graduiertenkollegs erfüllen gerade für Geisteswissenschaftler den Bedarf nach Austausch«, sagt Prof. Dr. Martin Egelhaaf. »Allerdings haben sie sehr niedrige Förderquoten und sind obendrein sehr kompetitiv.«
l NRW-Graduate Schools: Seit dem Wintersemester 2001/02 fördert das Land Nordrhein-Westfalen Nachwuchswissenschaftler an sechs Universitäten, darunter ist auch Bielefeld. In den Gra- duate Schools, an denen meist mehrere Fakultäten fächerübergreifend zusammenwirken, werden pro Jahr etwa 20 Doktoranden in einen für sie konzipierten Promotionsstudiengang aufgenommen. Abschließen sollen sie ihn nach drei Jahren. Für die gesamte Zeit stehen Vollstipendien zur Verfügung.
l Promovieren mit dem Stipendium eines Begabtenförderungswerkes: In Deutschland gibt es elf Begabtenförderungswerke, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt werden. Grundsätzlich sind sie für alle Fächer und Hochschulen offen. Die Förderentscheidung richtet sich sowohl nach der Qualität des Dissertationsprojekts als auch nach der Qualifikation des Bewerbers. Zum Teil spielen auch weltanschauliche, politische und konfessionelle Schwerpunkte eine Rolle. Welche das sind, kann im Internet nachgeschaut werden (siehe Info-Box).

Artikel vom 04.04.2006