01.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Im Streit mit Gaskunden

EWW vor dem Prozess optimistisch

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Bei einer Befragung zur Kundenzufriedenheit würde der Energieversorger E.ON Westfalen Weser (EWW) derzeit wahrscheinlich nicht gut abschneiden. Mit 6000 seiner insgesamt 65 000 Gasabnehmer - das sind 9,23 Prozent - liegt das Unternehmen im Clinch.

4000 zahlen ihre Rechnung nur unter Vorbehalt, 1600 überhaupt nicht. Diese Zahlen nannte EWW-Sprecher Meinolf Päsch gestern in Paderborn. Dort kritisiert die Initiative »Gaspreise runter« seit eineinhalb Jahren die Preispolitik des Unternehmens. »Wir halten unsere Preise nach wie vor für gerechtfertigt«, betont indes EWW-Prokurist Rüdiger Fittje. Bei einem Vergleich unter 18 Großstädten liege Paderborn auf einer Höhe mit Bielefeld im Mittelfeld - 8,2 Prozent teurer als Hannover, 16,5 Prozent günstiger als Leipzig.
16 Gaspreisverweigerer - ursprünglich waren es 23 - hat das Unternehmen stellvertretend für alle Boykotteure auf Zahlung verklagt. Am 6. April beginnt der Prozess vor dem Landgericht Dortmund. Rückenwind erhält der heimische Versorger durch eine Entscheidung des Landgerichts Heilbronn. Dieses hat das seinerzeit Aufsehen erregende erstinstanzliche Urteil des Amtsgerichts aufgehoben und die Gaspreise der Stadtwerke Heilbronn für angemessen erklärt. Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig. »Für unseren eigenen Prozess sind wir optimistisch«, erklärte Päsch und versicherte gleichzeitig: »Sollte das Verfahren wider Erwarten anders ausgehen, erstatten wir nicht nur den Beklagten, sondern allen 65 000 Erdgas-Kunden von E.ON Westfalen Weser den entsprechenden Betrag zurück.«
Für 1600 Kunden, die gegen die Jahresrechnung Widerspruch eingelegt haben und mehr Transparenz verlangen, muss das Unternehmen in einem laut Fittje »sehr arbeitsaufwändigen Verfahren« neue Abrechnungen erstellen und die zu leistenden Abschlagszahlungen exakt auf die Sparten Strom, Gas und Wasser verteilen. Die Verschickung dieser neuen Rechnungen werde sich bis in die zweite Jahreshälfte erstrecken.
Probleme habe es auch bei der Stromabrechnung gegeben, räumte Päsch ein. Bei 74 000 Stromkunden (zehn Prozent) habe EWW durch einen Übertragungsfehler jeweils eine Kilowattstunde oder 16 Cent zu viel abgerechnet. »Wir werden den Betroffenen den Betrag gut schreiben und bei der nächsten Jahresrechnung berücksichtigen«, sagte der Unternehmenssprecher.

Artikel vom 01.03.2006