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»Liedergärten«
sind ein Erfolg

In fünf Jahren 1000 Gruppen geplant

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Das Projekt »Liedergarten« stößt in Nordrhein-Westfalen auf große Resonanz. »Wir erleben eine Gründungswelle von Eltern-Kind-Singgruppen«, sagte Michael Schmoll dieser Zeitung.

Schmoll ist der Bundeschorleiter des Sängerbundes NRW, der die musikalische Frühförderung von Kindern zwischen 18 Monaten und vier Jahren betreibt. In den »Liedergärten« sollen die Jungen und Mädchen gemeinsam mit Erwachsenen Spaß am Singen und Musizieren bekommen. Bis Ostern werde die Zahl der Singgruppen auf etwa 240 anwachsen, sagte Schmoll. In fünf Jahren rechnet der Professor für Musiktheorie in Osnabrück mit 1000.
Der Sängerbund NRW hat bislang 60 Erzieherinnen, Musikpädagogen und Chorleiter weitergebildet. Sie sollen jeweils mehrere Liedergärten leiten. Dabei kommen Eltern und Kinder einmal in der Woche für 45 Minuten zusammen, um zu singen und Musik zu hören. Die Singkreise sollen mindestens ein Jahr lang bestehen. Um Werbung für musikalische Frühförderung zu machen, bekommen die 8000 Kindergärten in Nordrhein-Westfalen in diesen Tagen Post, berichtete Schmoll (47).
Inbegriffen ist eine CD mit 65 Liedern, die Begeisterung fürs Singen wecken sollen. Darunter befinden sich bekannte Stücke wie »Backe, backe Kuchen« genauso wie Begrüßungs-, Geburtstags- und jahreszeitbezogene Lieder. Die CD bietet einen Ausschnitt der 180 Titel, die in den Eltern-Kind-Singgruppen angestimmt werden. Bislang haben 13 Chöre die Patenschaft für solche Gruppen übernommen, die kostenlos Mitglied des Sängerbundes werden und über ihn versichert sind.
Das Projekt »Liedergarten« wurde im September 2004 gestartet. Es handelt sich um die größte Frühförderung im bevölkerungsreichsten Bundesland. Die Landesregierung beteiligte sich bislang mit gut 60 000 Euro an den Kosten. Singen müsse in der Gesellschaft, beginnend in den Familien, wieder einen höheren Stellenwert bekommen, betont Michael Schmoll. Musikalische Kinder seien nachgewiesenermaßen intelligenter, außerdem hätten sie gelernt, anderen zuzuhören und sich mit ihnen buchstäblich abzustimmen. Darüber hinaus sei Singen gesund und stärke beispielsweise die Abwehrkräfte.
Für den Sängerbund NRW mit mehr als 3300 Chören und 270 000 Mitgliedern seien die Liedergärten eine gute Chance, neue Mitstreiter zu gewinnen. Schmoll: »Die Erfahrung zeigt, dass sich etwa die Hälfte der Erwachsenen in den Singgruppen einem Chor anschließt.«

Artikel vom 01.03.2006