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Epos in opulenten Bildern

Anspruchsvolle Unterhaltung mit »The New World«


Terrence Malick gilt als Ausnahmekünstler. So einer darf sich was erlauben, und Malick nimmt sich denn auch immer ungewöhnlich lange Zeit zur Realisierung seiner Projekte. Zwischen seinem letzten Film und »The New World« vergingen acht Jahre - aber das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Der Autor und Regisseur blickt zurück auf das frühe 17. Jahrhundert. Britische Schiffe landen an der Küste Amerikas, und auf einem von ihnen kommt der ungestüme und eigensinnige John Smith (Colin Farrell) angesegelt. Als Englands Siedler in ihren neuen Ländereien in existenzielle Not geraten, sorgt Smith für Sicherheit. Der weltoffene Freigeist baut wesentlich auf die Hilfe der Ureinwohner, bei denen er nicht nur Unterstützung, sondern dank Häuptlingstochter Pocahontas (Q'Orianka Kilcher) auch die Liebe findet. Dem jungen Glück aber ist keine ungetrübte Zukunft gegönnt.
Malick nutzt die Pocahontas-Legende, die in den USA gerne als Beweis dafür angeführt wird, ein harmonisches Miteinander von Indianern und Weißen sei möglich, für ein gedankenreiches Nachsinnen über den Wert des Lebens an sich. Vor Pathos scheut er nicht zurück. Opulente Bilder und der üppige Einsatz klassischer Musik (Wagner!) tragen das Melodram mit wuchtiger Eleganz. Anhänger gängiger Wildwest-Romantik könnte das irritieren, Freunde anspruchsvoller Unterhaltung jedoch dürften begeistert sein.
Der Film ist auch in technischer Hinsicht ungewöhnlich: »The New World« ist der erste Streifen seit Kenneth Branaghs »Hamlet« vor zehn Jahren, der vollständig auf 65-Millimeter-Film gedreht wurde. Kameramann Emmanuel Lubezki konnte deshalb fast ganz auf künstliche Lichtquellen verzichten - was die Authentizität fördert. Jeder Moment wirkt atemberaubend wahrhaftig.
Auch schauspielerisch punktet der Film. Hauptdarstellerin Q'Orianka Kilcher bewältigt die schwierige Wandlung vom verspielten jungen Mädchen zur reifen Frau mit Bravour.

Artikel vom 02.03.2006