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Start mit »königlicher Erlaubnis«

Vor 160 Jahren erschien das HERFORDER KREISBLATT, ein wichtiger Vorläufer

Von Reinhard Brockmann
Das HERFORDER KREISBLATT, wichtiger Vorläufer der Regionalzeitung WESTFALEN-BLATT, feiert auch Geburtstag: 160 Jahre.

Die »Königliche Erlaubnis« zur Herausgabe einer Zeitung in Herford ist nachzulesen in der Gründungsurkunde vom 25. Juni 1846. Diese wurde seinerzeit erteilt von der »Königlichen Regierung« in Minden.
Darin ist genau festgelegt, dass der Oberlehrer Dr. Ludwig Hölscher die jederzeit widerrufbare Genehmigung erhält, wöchentlich »einen Bogen in Quartformat« mit dem Titel HERFORDER KREISBLATT herauszugeben. Die Pressefreiheit hatte sehr enge Grenzen. Auch das war geregelt: »Von dem Wochenblatte ist ein Exemplar sogleich nach der Ausgabe dem Königlichen Landrathe daselbst, als Censor des Blatte ... kostenfrei zu übersenden.« Mehr noch, die Obrigkeit genehmigte sich gleichzeitig das Recht, kostenfrei ihre amtlichen Bekanntmachungen in der neuen Zeitung veröffentlichen zu lassen. Zugleich sind »alle die Gebiete der Religion, Kirche, Politik und Tagesgeschichte auch nur entfernt berührenden Mittheilungen von diesem Blatte ausgeschlossen.«
Solcherart publizistisch wie wirtschaftlich eingeschränkt war der Start nicht leicht. Jede Ausweitung der Berichterstattung war ein Stück Auseinandersetzung mit dem Zensor. Das wirtschaftliche Auf und Ab der folgenden Jahrzehnte war auch bestimmt von der Treue der Herforder Leser. Sie setzten auf ihr HERFORDER KREISBLATT und ließen die Obrigkeit vor all zu rigiden Eingriffen durchaus mal zurückschrecken.
Die kleinen Freiheiten reiften so im Lichte einer aufmerksamen und zunehmend aufgeklärteren Bürgerschaft. Das reichte allerdings nicht aus, um wirtschaftliche Rückschläge zu verkraften, wie sie etwa der erste Weltkrieg für die Zeitung brachte. Längst hatten sich Kaufleute der Stadt zusammengetan, um die instabil gewordene Zeitung, die ihnen lieb und auch Geld wert war, vor dem Untergang zu retten. Zu diesen Bürgern gehörte auch Leopold Busse, ein angesehener Fabrikant der Stadt.
1926 übernahm die Familie Busse das HERFORDER KREISBLATT ganz. Mit de Tode Leopold Busses 1933 führte die Witwe Clara Busse das Blatt, unterstützt von ihrem zu diesem Zeitpunkt erst 19jährigen Sohn Carl-Wilhelm Busse. Schon bald bekam die Zeitung die Eingriffe des NS-Regimes zu spüren. Und weil Busse sich unbotmäßig zeigte, wurde das Papier immer knapper zugeteilt. Pfingsten 1941 erschien die letzte Ausgabe.
Erst acht Jahre später, am 27. Oktober 1949 meldete sich die alte Heimatzeitung bei ihren Lesern zurück. Die seit März 1946 aus Bielefeld kommende Westfalen-Zeitung hatte keinen leichten Stand in Herford. Das nutzte Busse, indem er die gesamte Bielefelder Gruppe mit sieben Ausgaben übernahm und seinen Traditionstitel HERFORDER KREISBLATT damit verschmolz.

Artikel vom 15.03.2006