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Jobsuche im Internet
wird zum »Drahtseilakt«

Polizei warnt vor Betrügern - Bielefelder geschädigt

Bielefeld (jr). Ein 38-jähriger arbeitsloser Bielefelder suchte im Internet eine Beschäftigung und wurde dort auf eine Anzeige hin im »Heißen Draht« fündig. Unter der Rubrik Nebentätigkeit/Heimarbeit wurden Mitarbeiter gesucht, die über das Auktionshaus Ebay für eine Firma aus Hamburg Artikel wie Notebooks oder Haushaltsgeräte verkaufen sollten.

Der Bielefelder meldete sich auf das Inserat, schloss mit der Firma - per Email - einen Provisionsvertrag ab und stellte sodann mehrere Notebooks bei Ebay ein, wobei er die jeweiligen Artikelbeschreibungen per Email erhielt. Um es gleich vorweg zu nehmen: der Bielefelder wurde prompt geschädigt.
Zu diesem Ermittlungsergebnis kommt das Kriminalkommissariat 13 des Polizeipräsidiums Bielefeld, das unter anderem für Fälschungs- und Betrugsdelikte zuständig ist. Ein Polizeisprecher: »Generell kann vor angebotenen Nebentätigkeiten, in denen man Gelder für ÝFirmenÜ - oftmals ins Ausland - weiterleiten soll, nur warnen. Die Täter geben sich in der Regel als seriöse Firmen aus und übersenden dann Arbeitsverträge, in denen bis hin zum Schwangerschaftsurlaub alles detailliert geregelt ist. Dabei werden gerne Berufsbezeichnugen wie ÝSalesmanagerÜ oder ÝMoney Transfer ManagerÜ verwendet.«
Nach Beendigung der Auktionen hatten die Käufer dem Bielefelder die vereinbarten Beträge übersandt, wobei der 38-Jährige die Aufgabe hatte, die Gelder an das Unternehmen weiterzuleiten. Ihm wurde dann jedoch mitgeteilt, dass die Gelder nicht überwiesen, sondern durch einen Kurier abgeholt werden sollten. Da dem Bielefelder das aber merkwürdig vorkam, übergab er dem Geldboten nur einen Umschlag mit Papierschnipseln und erstattete Anzeige.
Da die Käufer wiederum ihre bezahlten Notebooks nicht erhielten, erstatteten diese später gegen den 38-Jährigen Anzeige. Der Polizeisprecher: »Die Hamburger Firma ist nicht existent. Sie wurde unter einer Postadresse in Hamburg, die man sich ebenfalls über das Internet besorgen kann, angemeldet.«
Ermittlungen der Kripo ergaben zudem, dass bundesweit Geschädigte - überwiegend Hartz IV-Empfänger - sich auf Inserate dieser Art gemeldet hatten und nach Weiterleitung der Gelder den Forderungen der Käufer ausgesetzt sahen. Sie selber hatten sich dadurch einen kleinen Nebenverdienst erhofft.
Der Polizeisprecher: »Der hauptverantwortliche Täter dürfte sich nach derzeitigem Ermittlungsstand in Paraguay aufhalten, wobei er sich Mittelsmännern aus dem Raum Marburg und dem Ruhrgebiet bediente. Der Schaden dürfte sich grob geschätzt auf insgesamt rund 60 000 Euro belaufen.«

Artikel vom 28.02.2006