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Karneval von Delbrück bis Rio

Millionen ausgelassener Menschen erlebten Höhepunkt der Session

Paderborn/Köln/Venedig/Rio de Janeiro (WB). Die ganze Welt im Karnevalstaumel - so mag es derzeit scheinen.
Während Europas Jecken bei Minusgraden selbst im Mantel bibbern, feiern die Brasilianerinnen beim Karneval in Rio ihre Schönheit. Diese Dame ging vergleichsweise hochgeschlossen... Foto: Reuters
So wie von den Wikingern in Delbrück (Kreis Paderborn) wurde auch in Ostwestfalen vielerorts Straßenkarneval gefeiert. Foto: Wolfram Brucks

Zehntausende gingen gestern in den ostwestfälischen Karnevalshochburgen in den Kreisen Paderborn, Höxter und Gütersloh auf die Straßen, um bei kühlem, aber schönem Wetter ausgelassen zu feiern. Sie taten es damit Millionen Menschen um den halben Globus gleich. Ob an Rhein, Main oder Bodensee, in Venedig oder Rio de Janeiro: überall erreichte gestern das ausgelassene Treiben seinen Höhepunkt - sofern er nicht heute bevorsteht. Das ist beispielsweise in New Orleans der Fall, wo die Menschen sechs Monate nach dem Untergang ganzer Stadtviertel im Wirbelsturm »Katrina« wieder fröhlich sein wollen und »Mardi gras« feiern: der »fette Dienstag«, wie die frühen französischen Einwanderer das Karnevalsfest nannten und wie es noch heute die Bewohner der Hauptstadt von Dixieland tun.
Turbulent trieben es Ostwestfalens Jecken etwa in der Narrenhochburg Delbrück. 2800 Aktive zogen als toll kostümierte Fußgruppen, putzmuntere Musikkapellen und mit aufwändigen Motivwagen an 55 000 Zuschauern vorbei. Neben der »großen Politik« wurde natürlich auch der Baustopp an der Paderborner Fußballarena (». . . in Delbrück wär' das nicht passiert - lauter nette Nachbarn hier«) persifliert.
»Helau« und »Alaaf« - gut zwei Millionen Narren und Jecken erlebten den Rosenmontag ausgelassen in Düsseldorf und Köln. Fußball-WM und Bundeskanzlerin Angela Merkel samt großer Koalition waren die beherrschenden Themen auf den Mottowagen der kilometerlangen Umzüge. Mal als Domina in Lack und Leder, mal als Dame mit Riesenoberweite, welche die SPD erdrückt, wurde »Angie« auf den Motivwagen dargestellt. Schunkelnd, singend und tanzend trotzten die kostümierten Menschen auch in Mainz Dauerfrost und Schneefall.
Mit einem Hauch von Südamerika leitete Italiens Karnevalshochburg Venedig die letzten Tage des berühmten Festes ein. Unter dem Motto »Noche de tango argentino« (Nacht des argentinischen Tangos) haben Tänzer, Tango-Schulen und DJs aus Buenos Aires den Narren am Canal Grande kräftig eingeheizt. Das ließ Kälte und Schmuddelwetter auf dem Markusplatz für ein paar Stunden vergessen.
Brasilien, du hast es besser: In Rio de Janeiro tobt die »größte Party der Welt«. Bei schwüler Hitze um die 40 Grad müssen sich die Teilnehmer der Samba-Paraden nicht lange warmtanzen. Kein Wunder, dass im »Sambodromo« wieder nackte Haut dominiert.

Artikel vom 28.02.2006