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Zur Sache

»Der Mensch möchte vor den Folgen seiner Laster bewahrt werden, aber nicht vor den Lastern selbst.« Diese Erkenntnis des amerikanischen Philosophen und Schriftstellers Ralph Waldo Emerson (1803-1882) ist heute noch so aktuell wie vor mehr als 100 Jahren. Beschreibt sie doch exakt das Dilemma, in dem sich auch Raucher und Nichtraucher hierzulande befinden.
In der Tat: Kinder, kranke und alte Menschen müssen vor der Belästigung durch Lungenkrebs fördernden Tabaksqualm geschützt werden. Doch wer bewahrt sie vor den nicht minder schädlichen Auspuffgasen unserer automobilen Gesellschaft?
Sicher, man kann das Rauchen in Gaststätten grundsätzlich verbieten. Wie das Autofahren auch. Nur käme niemand auf die Idee, Letzteres in die Tat umzusetzen. Warum nicht? Weil zur Freiheit auch Verantwortung gehört, das Eine ohne das Andere nicht funktioniert.
Deshalb fragen tolerante Raucher in Gesellschaft, ob es jemanden stört, wenn er (oder sie) zum Glimmstengel greift. Deshalb richten Wirte freiwillig spezielle Zonen ein, damit die Gesellschaft nicht vollständig auseinander driftet.
Wer nach dem Staat ruft, muss sich gängeln lassen. Wer das nicht will, übt Rücksicht. Oder er nutzt die Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Ostern zum bewussten Verzicht - vielleicht auch auf die Zigarette . . . Dann wächst die Erkenntnis gleich in zweifacher Hinsicht: Es geht auch ohne! Gerhard Hülsegge

Artikel vom 01.03.2006