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Vielen Dank für informative Begleitung


Von Wilhelm Krömer,
OWL-Marketing-Gesellschaft
Die »Grüne«, wie sie liebevoll in Ostwestfalen-Lippe genannt wird, feiert heute ihren 60. Geburtstag. Dazu möchte ich dem Verlag und den Redaktionen ganz herzlich gratulieren. 60 Jahre, in denen die Zeitung auch mein Wegbegleiter im Privatleben, im Beruf oder im Rahmen meines politischen Wirkens als Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und Landrat gewesen ist.
Von ihm habe ich viele Informationen bekommen, die für meine Arbeit von großer Bedeutung waren. Dafür möchte ich dem WESTFALEN-BLATT an dieser Stelle meinen persönlichen Dank aussprechen.
In einer sehr heterogenen Presselandschaft wie der Ostwestfalen-Lippes gehört die »Grüne« zu den traditionsreichsten Zeitungen unserer Region. Sie ist mit ein Garant dafür, dass die Meinungsbildung der Mitbürger unterstützt wird.
Die Vielfalt in der Presse- und Medienlandschaft ist meines Erachtens aber auch ein Bote für die Presse- und Meinungsfreiheit im lokalen und regionalen Bereich. Der Wettbewerb unter den Druckmedien in Deutschland wird zunehmend härter. Hohe Auflagenzahlen werden durch viele Abonnenten und Kunden erzeugt. Diese wiederum eröffnen die Möglichkeit, zahlreiche Anzeigenkunden zu akquirieren, was wiederum zu hohen Umsätzen und damit zu hohen Gewinnen und Renditen für das eingesetzte Kapital führt.
Wer sich diesem Spiel der Kräfte entzieht, könnte über kurz oder lang von der Bildfläche verschwunden sein. Diese ökonomischen Grundregeln könnten dazu verleiten, die Berichterstattung nicht auf einer tatsachenbasierenden Recherche aufzubauen, sondern vielmehr die Verkaufsargumente in den Vordergrund der Berichterstattung zu stellen. Ein journalistischer Stil, der in der sogenannten »Regenbogenpresse« gepflegt wird. Dort, und das ist mittlerweile in breiten Teilen der Bevölkerung hinlänglich bekannt, wird dieser Stil allerdings auch vermutet und zum Teil auch erwartet.
Regional- und Lokalzeitungen stehen auch auf Grund ihrer Tradition in einer anderen, ganz besonderen Verantwortung zu ihren Lesern. Diese besondere Verantwortung lässt sich aus dem Grundrecht der Pressefreiheit ableiten. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland regelt in Artikel 5 das Grundrecht jedes Bürgers auf Presse- und Meinungsfreiheit im weitesten Sinne. »Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt«, heißt es dort.
Meinungs- und Pressefreiheit gelten als wichtigste Errungenschaften der freiheitlich-demokratischen Staatsordnungen. Sie findet sich in der Bill of Rights der US-Unabhängigkeitserklärung von 1776 und in allen Verfassungen der freiheitlich-demokratisch verfassten europäischen Staaten. Politisch ist sie ein Gradmesser für den inneren freiheitlichen Zustand von Staaten. Meinungs- und Pressefreiheit wird nur durch die allgemeinen Gesetze begrenzt.
Darunter fallen insbesondere der Ehrschutz und der Schutz des Persönlichkeitsrechts. Das bedeutet aber auch, dass z.B. die Ausübung wirtschaftlichen Drucks verboten ist, wenn damit das Nichterscheinen einer bestimmten Tageszeitung oder die Veröffentlichung einer bestimmten politischen Meinung erreicht werden soll.
Diese Ausführungen mögen verdeutlichen wie stark dieses Recht der Pressefreiheit ist. Aus dieser starken Rechtsstellung ergibt sich aber auch eine besondere Verpflichtung, diese Position nicht zu missbrauchen. Unabhängigkeit, Überparteilichkeit und wahrheitsgetreue Berichterstattungen gehören dabei zu den wichtigsten Elementen dieser Verantwortlichkeit.
Qualität in der Recherche und Berichterstattung können darüber hinaus in der Medienlandschaft heute gute Argumente dafür sein, sich von Mitbewerbern abzuheben. Vertrauen der Leser und Abonnenten in das, was täglich schwarz auf weiß gedruckt ist, kann ein gutes Verkaufsargument sein.
Ich bin mir bewusst, dass es bei der heutigen Vielfalt der Medien insbesondere für die Zeitungen schwer ist, sich durchzusetzen, dennoch ist die qualitativ hochwertige Regional- und Lokalzeitung in weiten Teilen der Bevölkerung Ostwestfalen-Lippes unverändert hoch angesehen.
Ich wünsche mir daher auch weiterhin eine informative, qualitativ hochwertige, investigative »Grüne« für unsere Heimatregion.

Artikel vom 15.03.2006