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Mittermaier
ganz klein


Das »Deutsche Haus«, es wurde an diesem Tag zum Tollhaus. Kurz vorher hatte Rosi Mittermaier bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck den Abfahrtslauf gewonnen. Jetzt warteten sie alle auf Rosi. Die stolzen Funktionäre, die neugierigen Journalisten und die begeisterten Fans. Die Tore auf der Piste hatte sie gemeistert, jetzt wagte sie sich kaum durch die Tür. Eine große Siegerin, die sich am liebsten ganz, ganz klein gemacht hätte.
Sie blieb eben auch in der Stunde ihres Triumphes das nette und bescheidene Mädchen von der Winklmoos-Alm. Rosi Mittermaier war der Auflauf sichtbar peinlich. Ihre Augen sagten alles. Sie flogen unruhig durch die Runde. Sie wollte nicht glauben, was sie da sah: »Puuuh - so viele Leut'! Bin ich denn so wichtig?« Aber sicher, Rosi. Verzeihung, Gold-Rosi. Denn wer einmal den Olymp bestiegen hat, der kommt da nie mehr runter.
Sie hatte das blitzschnell kapiert, ihre neue Rolle akzeptiert. Und dann lächelte Rosi - einfach goldig.
Klaus Lükewille

Artikel vom 15.03.2006