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Schneller »Schnitt« in Schanghai

Medienagentur Videograph findet bei IHK-Reise Partner in China

Von Edgar Fels
Schanghai/Bielefeld (WB). Es ist gar nicht so leicht, als deutscher Unternehmer in China Fuß zu fassen. Jürgen Eckeberg, Geschäftsführer der Bielefelder Medienagentur Videograph, hat sich dem »Abenteuer« gestellt und möglicherweise einen Volltreffer gelandet.
Jürgen Eckeberg, neben Detlev Timmerhans bei der Medienagentur Videograph Geschäftsführer, lernt in Schanghai den Kollegen Chu kennen. Beide Firmen sind an einer Kooperation interessiert. Foto: Fels
International tätig: Videograph dreht in in Singapur für Miele.

Gleich zwei Filmagenturen in Schanghai suchen mit ihm die Zusammenarbeit.
Ohne Dolmetscher geht gar nichts. Wir treffen Zhibin Chen, etwa Mitte 50, um 8.30 Uhr in der Lobby des Mariott-Hotels von Schanghai. »Ich habe in Bremen Germanistik studiert«, stellt sich Chen vor. Nun arbeite er an einer der Universitäten der 17-Millionen-Metropole als Deutschprofessor. Der Job als Dolmetscher beschert ihm ein zusätzlich zu seinen umgerechnet 800 Euro Monatseinkommen als Hochschullehrer einige chinesische Yuan mehr.
Jürgen Eckeberg klappt seinen Laptop auf. Er ist perfekt vorbereitet auf diesen Tag. Die deutsche Außenhandelskammer in Schanghai hat ihm zwei Firmenkontakte vermittelt und auch den Dolmetscher engagiert. Ihm stellt Eckeberg anhand kleiner Filmausschnitte die Arbeit seiner Medienagentur vor.
Um 9.30 Uhr geht es mit dem Taxi zur ersten Firma: »Shanghai Space Work Technologie.« Das Unternehmen ist, wie so oft in Schanghai, in einem Hochhaus untergebracht. Mit dem Fahrstuhl geht es in den 8. Stock. Die drei Bürozimmer sind einfach eingerichtet, alles wirkt provisorisch. Die Mitarbeiter sitzen in dicken Jacken vor ihren Monitoren. Es ist kalt, eine Heizung gibt es nicht. Chen Chun, ein etwa Mitte 20-jähriger Mann im lässigen Pullover begrüßt Jürgen Eckeberg höflich, aber zurückhaltend. »Heißes Wasser oder Tee?«, übersetzt der Dolmetscher. »Tee, bitte.«
Die Firma Space Work ist auf 3D-Animationen spezialisiert und 1999 von einer Handvoll junger Leute direkt aus der Uni heraus gegründet worden. Chen Chun klappt sein Laptop auf, zeigt einen Film, den das Team - insgesamt 40 Mitarbeiter - im Auftrag einer Wohnungsbaugesellschaft produziert hat. Darin wird für den Kauf von Eigentumswohnungen geworben. Eckeberg ist erstaunt. »Technisch absolut hochwertig«, lobt er.
Dann stellt er seine Firma vor. Videograph produziert für Industrieunternehmen unter anderem Image- und Produktfilme sowie interaktive Medien auf CD-Rom oder fürs Internet. »Von der Idee bis zur Umsetzung alles aus einer Hand«, erläutert Eckeberg. Kunden aus der Region sind etwa das Haller Modeunternehmen Gerry Weber, das Bielefelder Handelsunternehmen AVA (»Marktkauf«) und der Gütersloher Hausgerätehersteller Miele, den man in China sehr wohl kennt.
Eckeberg schwebt Folgendes vor: Wenn ein deutsches Unternehmen, das in China produziert, einen Imagefilm benötigt mit Aufnahmen aus seinem chinesischen Werk, könnte Videograph einen solchen Auftrag mit seinem chinesischen Partner ausführen, ohne dass aufwändige und teure Reisen nach Asien notwendig würden.
Nachdem sich beide Seiten fachlich ausgetauscht haben, ist auch Chen Chun an einer Kooperation mit Videograph interessiert. Jürgen Eckeberg und Chen Chun verabreden, über Email in Kontakt zu bleiben.
Gut gelaunt geht es nach dem Mittagessen zur zweiten Adresse. Die Filmproduktionsfirma »Shanghai Yingshi Design« befindet sich in einem Künstlerviertel. Mr. Chu Zhigang empfängt seine Besucher in einer Galerie. Er sei Maler und die Galerie sein Nebenverdienst, erzählt der 44-Jährige. Von dort geht es nach nebenan ins Studio.
Als Jürgen Eckeberg den Raum betritt, leuchten seine Augen. Endlich ein richtiges Studio, wenn auch technisch bei weitem nicht auf dem Stand seiner Firma in Bielefeld. »Das erinnert mich an meine Anfänge«, strahlt Eckeberg und lässt sich alles genau zeigen.
Auch Mr. Zhigang ist an einer Kooperation interessiert. Er habe, berichtet er, sich bereits im Internet über Videograph informiert. Eckeberg ist beeindruckt. Vor allem aber freut er sich, dass Yingshi mit seinem zehnköpfigen Team genau wie Videograph Imagefilme produziert. Eckeberg: »Der erste Schritt ist getan. Jetzt geht es darum, eine feste Kooperation aufzubauen, um gemeinsam Firmen zu beraten.«

Artikel vom 28.02.2006