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Öffentlicher Dienst

Zeit auf Maß geschnitten


Endlich scheint Vernunft in die Tarifgespräche des öffentlichen Dienstes einzukehren. Statt alle Beschäftigten über einen Kamm zu scheren, wird die Arbeitszeit künftig auf Maß geschnitten: Jüngere arbeiten länger, Ältere kürzer. Gelingt der angestrebte Kompromiss, könnte er vielleicht sogar allgemein zum Vorbild für den künftigen Einstieg ins Rentensystem werden.
Tatsächlich macht es wenig Sinn, Beschäftigten, die nach Jahren harter körperlicher Schufterei schon das normale Pensum nicht mehr schaffen, länger in die Arbeit zu zwingen.
Andererseits gibt es Positionen etwa als Direktoren oder Abteilungsleiter, die in der freien Wirtschaft schon längst nicht mehr nach Stechuhr abgerechnet werden. Hier würde der öffentliche Dienst nur einen Weg nachgehen, den andere längst hinter sich haben.
Schließlich gibt es trotz alledem noch die Jobs, die so viel Spaß machen, dass die Inhaber auch mit 65 oder 67 gar nicht daran denken, sie aufzugeben. Sie sind durch traditionelle Tarifverträge überhaupt nicht zu erfassen.
Die Kunst der Verhandlungsführer besteht im öffentlichen Dienst darin, die als sinnvoll erkannten Lösungen so zu verallgemeinern, dass sie in der Praxis angewendet werden können. Dabei sollten die Partner darauf verzichten, jedes Detail von einem Bürokratie-Koloss regeln zu lassen. Jedem Einzelschicksal vollständig gerecht zu werden ist einfach nicht möglich. Bernhard Hertlein

Artikel vom 28.02.2006