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Hier bekommt die Zeitung ihr Gesicht

Am Nachrichtentisch laufen alle Fäden zusammen: Blattplanung, Produktion und Bildbearbeitung

Von Andreas Kolesch
Aus Neuigkeiten werden Zeitungsseiten: willkommen am Nachrichtentisch - der »Endmontage« Ihrer Tageszeitung!

Längst Geschichte sind jene Zeiten, als das Zeitungsmachen noch eine im Wortsinne heiße Sache war. Wo ehedem flüssiges Blei in Setzmaschinen köchelte, um Letter für Letter zu Textzeilen gegossen zu werden, surren heute die Lüfter der Computer. Die Redaktion erstellt komplette Zeitungsseiten, die nur noch in Druckplatten umgewandelt werden müssen.
Die Zeitung in Form zu bringen: Das ist die Aufgabe der Produktionsredakteure am Nachrichtentisch. Was ist das wichtigste Thema auf der jeweiligen Zeitungsseite? Welches Foto gibt das Ereignis am besten wieder? Welche Neuigkeiten sollen zu Kurznachrichten werden? In Abstimmung mit den Fachredakteuren plant die Produktionsredaktion den überregionalen Zeitungsteil - 15 bis 20 Seiten pro Tag allein für die Ressorts Politik, Nachrichten, Ostwestfalen-Lippe und Nordrhein-Westfalen, Vermischtes, Wirtschaft, Kultur, Fernsehen und Sport, hinzu kommen das Magazin »Schönes Wochenende« und zahlreiche Extra-Produkte.
Doch nicht nur das Weltgeschehen, gerade auch die Ereignisse »vor Ort« in der Region sind uns wichtig. Deshalb gibt es nicht nur eine Titelseite, sondern gleich 27 an der Zahl: Soviele Ausgaben haben das WESTFALEN-BLATT, das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT und das HERFORDER KREISBLATT in der heimischen Region Ostwestfalen. Lokalnachrichten haben ihren festen Platz auf den Titelseiten, ebenso Fotos aus den Erscheinungsgebieten der jeweiligen Lokalausgabe. Gibt es Lokalnachrichten von herausragender Bedeutung, weicht in der jeweiligen Ausgabe selbst das überregionale Titelthema für den Bericht der Lokalredaktion. Nicht nur die Titelseite, auch die Seiten im Innenteil können so speziell auf die jeweilige Lokalausgabe zugeschnitten werden.
Dabei soll das Weltgeschehen natürlich nicht zu kurz kommen. Die wichtigsten Themen des Tages auszuwählen, für Hintergrundberichte und Kommentare zu sorgen: Das ist am Nachrichtentisch die Aufgabe der Nachrichtenleitung, die gemeinsam mit der Chefredaktion und den Fachredakteuren die Schwerpunkte der jeweiligen Ausgabe festlegt.
Die Redaktion kann dabei nicht nur auf Berichte und Recherchen der eigenen Reporter zählen, sondern auch auf das Netzwerk der Nachrichtenagenturen. Fotos, Nachrichten und Reportagen aus aller Welt werden per Satellit direkt auf die Computer der Redaktion übertragen. Durchschnittlich etwa 2000 Nachrichtentexte gehen auf diesem Wege tagtäglich ein, dazu hunderte von Bildern.
Fotos - gleichgültig, ob von den eigenen Fotografen oder von den Nachrichtenagenturen - erreichen die Redaktion nahezu ausschließlich als digitale Computerdatei. Druckreif gemacht werden sie ebenfalls am Nachrichtentisch: durch die Computerprofis der hauseigenen Verlagstechnik. Müssen Farben, Schärfe oder Kontrast verändert werden? Und stimmen Format und Bildausschnitt? Hand in Hand bestimmen Bildbearbeiter und Produktionsredakteur auf diese Weise das Erscheinungsbild der Zeitungsseiten.
Sind am Abend alle Texte geschrieben, alle Fotos platziert, dann beginnt in der »Endmontage« die Qualitätskontrolle: das Korrekturlesen. Sind die Überschriften schlüssig? Passen die Bildunterzeilen zu den Fotos? Sind die Nachrichtentexte verständlich genug? Hat auch die Chefredaktion ihr Okay gegeben, werden die Seiten direkt aus dem Computer auf die Druckplatte geschickt.
Die Arbeit am Nachrichtentisch ist damit aber noch längst nicht beendet. Denn die Welt dreht sich weiter: Auch spätabends noch können die Zeitungsseiten aktualisiert, neue Nachrichten und Fotos in den Ausgaben platziert werden, die später gedruckt werden.
Auch die E-Zeitung, die elektronische Ausgabe Ihrer Tageszeitung, wird so allabendlich am Nachrichtentisch auf den letzten Stand der Dinge gebracht. Meldungen, die die Druckausgabe nicht mehr erreicht haben, finden sich bereits von 2 Uhr an zusätzlich im Internet.

Artikel vom 15.03.2006