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Der Stimmungstest in Florenz

Der Klassiker Italien - Deutschland: Ballack hofft auf einen »Riesenschub«

Florenz (dpa). Euphorie oder Ernüchterung - exakt 100 Tage vor dem WM-Start wird die Kraftprobe mit dem dreimaligen Weltmeister Italien für die extrem junge deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute zum großen Stimmungstest.

»Endlich wieder einen Großen zu schlagen, würde uns einen Riesenschub geben«, sagte Michael Ballack vor der ersten Standortbestimmung des selbst ernannten Titelkandidaten Deutschland im WM-Jahr (21.00 Uhr/ARD) gegen einen der Weltmeisterschafts-Favoriten.
Bundestrainer Jürgen Klinsmann weiß, wie Richtung weisend Teil drei der deutsch-italienischen Wochen im »Stadio Artemio Franchi« für sein WM-Projekt sein kann. Nach dem 1:1 des FC Bayern gegen den AC Mailand und dem 3:2 von Werder Bremen gegen Juventus Turin in der Champions League soll keinesfalls eine Niederlage der wichtigsten deutschen Fußball-Mannschaft die WM-Vorfreude dämpfen. »Darum machen wir uns überhaupt keinen Kopf«, versicherte Klinsmann: »Wir brauchen diese Highlights gegen Weltklasse-Mannschaften wie Italien, Frankreich, Holland, Brasilien oder Argentinien, um als Team bis zur WM weiter zu wachsen.«
Nach der Absage des angeschlagenen Oliver Kahn wird Jens Lehmann wie im November 2005 beim 0:0 gegen Frankreich im Tor stehen - allerdings hinter einer Abwehr, die mit den Vereinsreservisten Christoph Metzelder und Robert Huth vor einer großen Herausforderung steht.
»Es war beeindruckend, wie die Italiener in Holland gewonnen haben. Da haben sie vor allem taktisch ganz erstklassig gespielt«, äußerte Klinsmann großen Respekt vor den »Azzurri«. »Wenn wir das Ziel haben, Weltmeister zu werden, muss man sich auch mit solchen Weltklasse-Leuten wie Del Piero, Nesta oder Toni messen«, sagte Metzelder.
Der Dortmunder konkurriert mit Huth um den Platz in der Innenverteidigung neben dem Hannoveraner Per Mertesacker. Und der Vize-Weltmeister weiß, wie heikel das Spiel nach der Ausbootung seines Vereinskollegen Wörns aus dem WM-Kader ist. »Alle werden ganz besonders gucken, was Robert Huth und ich für eine Leistung bringen werden«, betonte der 25-jährige Metzelder.
Links in der Viererkette wird der Münchner Philipp Lahm nach 14-monatiger Länderspiel-Pause endlich sein Comeback feiern. »Er sprüht vor Spielfreude und Engagement. Er wird die Möglichkeit bekommen, sich zu zeigen«, kündigte Klinsmann an. Mehr mochte der Trainer nicht zur Aufstellung verraten. Insbesondere im Mittelfeld ist die Auswahl neben den gesetzten Ballack und Torsten Frings groß, zumal die Prellung von Bernd Schneider rechtzeitig abgeklungen ist.
Womöglich gibt es eine große Arbeitsteilung in allen Mannschaftsteilen. Nach der Denkpause für den Schalker Kevin Kuranyi lautet im Sturm die Frage: Wer beginnt neben Miroslav Klose, der Schalker Gerald Asamoach oder doch Lukas Podolski, der beim 1. FC Köln im Formtief steckt? Unumstritten ist in der Spitze nur der beste Bundesliga-Torschütze Klose (17 Treffer), auch wenn der Bremer im Nationalteam seit 14 Monaten auf ein Tor wartet.
Klinsmann ist vom ganz großen Durchbruch seines Top-Stürmers überzeugt, der am Tag des WM-Eröffnungsspiels 28 Jahre alt wird: »Miro hat jetzt das richtige Alter, um einem großen Turnier wie der WM seinen Stempel aufzudrücken«, meinte der Bundestrainer.

Artikel vom 01.03.2006