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Vogelgrippe auf Vormarsch

Erreger in einem Stall in Frankreich - zwei Menschen in China angesteckt

Stuttgart/Schwerin Die gefährliche Vogelgrippe ist erstmals in der Europäischen Union (EU) in einen Geflügelstall in Frankreich eingedrungen. Knapp zwei Wochen nach dem ersten deutschen Fund auf Rügen stieg die Zahl der mit Vogelgrippe infizierten toten Wildvögel hier zu Lande am Wochenende weiter.

Die Tierseuche wurde nun in vier Bundesländern nachgewiesen: in Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und in Brandenburg. Die Schweiz meldete am Wochenende einen ersten Verdacht auf das Virus H5N1. In China haben sich zwei Menschen mit dem Vogelgrippevirus angesteckt.
In Ostfrankreich hat das Virus H5N1 in einem Zuchtbetrieb 400 Puten getötet. Gestern wurde der Erreger in 15 verendeten Wildschwänen nachgewiesen. Die Kadaver lagen im Département Ain, wo auch der betroffene Geflügelstall steht und zuvor Wildenten an dem Virus gestorben waren. Japan stellte daraufhin die Geflügelkäufe beim größten Geflügelproduzenten der EU ein.
Mecklenburg-Vorpommern registrierte am Wochenende sechs neue Fälle. Am Bodensee in Baden-Württemberg und in Brandenburg gab es jeweils zwei. Damit erhöhte sich die Zahl der bislang positiv auf das Virus H5N1 getesteten toten Wildvögel in Deutschland auf mehr als 120, davon gab es die allermeisten in Mecklenburg-Vorpommern. Hier sind inzwischen alle Landkreise an der Küste betroffen.
Die zwei in Baden-Württemberg infizierten Enten wurden im Kreis Konstanz entdeckt. In Überlingen im benachbarten Bodenseekreis war das Virus bereits am Freitag bei einer Tafelente nachgewiesen worden. Auch in Brandenburg liefen Seuchenschutzmaßnahmen an. Dort war das Virus H5N1 am Samstag bei zwei Wildvögeln im Raum Schwedt registriert worden.
In einem der beiden eingerichteten Sperrbezirke um die Fundstellen befinde sich ein Entenmastbetrieb mit etwa 25000 Tieren, bestätigte eine Landkreissprecherin gestern Abend einen Bericht der »Bild«-Zeitung. Hinzu kommen etwa 100 private Geflügelhalter mit 700 Tieren. In allen Fällen vom Wochenende in Deutschland war noch nicht sicher, ob es sich um die hochgefährliche Variante H5N1/Asia oder um ein weniger gefährliches H5N1-Virus handelt.
Im schweizerischen Genf wurde das Virus H5 gestern bei einer toten Ente nachgewiesen, wie das Bundesamt für Veterinärwesen in Bern mitteilte. Um zu klären, ob es der gefährliche Typ H5N1 ist, wurden Proben an das Referenzlabor in London geschickt. Das Ergebnis wird in einigen Tagen erwartet. H5-Viren haben je nach Typ eine unterschiedliche Gefährlichkeit und sind bei Wildvögeln öfter nachzuweisen. Die Genfer Behörden sperrten den Fundort in der Innenstadt ab. Die Ente war schon am Mittwoch unweit der See-Fontäne tot im Wasser entdeckt worden.
China hat zwei neue Infektionen von Menschen gemeldet und vor einer »massiven Verbreitung« der Vogelgrippe gewarnt. Das Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Peking berichtete, ein neunjähriges Mädchen und eine 26-jährige Bäuerin hätten sich mit dem gefährlichen Virus infiziert. Beide hätten Kontakt mit erkranktem Geflügel gehabt.

Artikel vom 27.02.2006