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»Alpine« Sorgenkinder

»Agenda 2010« soll wieder an die Spitze führen

Turin (dpa). Nur acht Jahre nach den Triumphfahrten von Katja Seizinger und Co. sind die alpinen Skirennläufer die Sorgenkinder des deutschen Wintersports.
Durch das Debakel im Olympia-Slalom von Turin endeten die Winterspiele für den Deutschen Skiverband erstmals seit 22 Jahren ohne Medaille und mit der schlechtesten Bilanz seit 1968. Mit einer »Agenda 2010« soll das Team bis zum nächsten Olympia- Auftritt in Vancouver in die Erfolgsspur zurückkehren. »Wir werden alles auf den Prüfstand stellen«, erklärte Alpin-Chef Walter Vogel.
Während Alois Vogl im Slalom nach Zwischenbestzeit ausschied und Felix Neureuther das Ziel wieder einmal nicht sah, feierten Österreichs Spezialisten angeführt von Doppel-Olympiasieger Benjamin Raich den ersten alpinen Dreifach-Triumph seit 1998. Damals in Nagano schaffte das deutsche Trio Katja Seizinger, Martina Ertl und Hilde Gerg dieses Kunststück. Nun stellte DSV-Präsident Alfons Hörmann fest: »Die Alpinen sind unser Sorgenkind.«
Externe wie interne Kritik blieb nach dem erneut enttäuschenden Abschneiden nicht aus: »Man muss schon einmal darüber nachdenken, ob da gut gearbeitet wird«, sagte Doppel-Olympiasieger von 1994 Markus Wasmeier. DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller kündigte an: »Wir werden Schlussfolgerungen ziehen, damit es 2010 besser läuft.« Platz sechs von Petra Haltmayr in der Abfahrt war das beste Resultat. Die Herren kamen mit keinem einzigen Fahrer ins Ziel.
Nach der Verletzungsserie mit den Ausfällen der Hoffnungsträger Maria Riesch und Hilde Gerg war das sechsköpfige Mini-Team mit geringen Erwartungen angereist. Doch auch im Wettbewerb mit der vermeintlich größten Chance misslang das Erfolgserlebnis. »Schade, eine Medaille war drin«, sagte Cheftrainer Werner Margreiter.
Vogl leistete sich einen erstaunlichen Irrtum. »Ich dachte, ich bin nicht schnell genug. Deshalb wollte ich unten nochmal richtig Gas geben. Dann kam eine kleine Wanne, und es war vorbei«, sagte der Zwieseler. Auch Neureuther kam wie im Riesenslalom nicht in den Rhythmus. Nach Platz 22 im ersten Durchgang wollte der Partenkirchener Plätze gut machen, scheiterte nach wenigen Toren kläglich. »Ich habe viel gelernt. In vier Jahren bin ich 25, dann bin ich hoffentlich einer derjenigen, die eine Medaille holen«, sagte der Sohn von Rosi Mittermaier.

Artikel vom 27.02.2006